Marco Pasi: Aleister Crowley und die Versuchung der Politik

Marco Pasi
Aleister Crowley und die Versuchung der Politik

Vor- und Nachwort: H.T. Hakl

Ares Verlag 2006
Graz / Österreich
ISBN 3902475145
24,90 EUR
336 Seiten

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Leseprobe der Seiten 120-127
Mit Bewilligung von Verlag und Autor




Was nun die Frage anbelangt, ob Hitler die Offenbarung des "neu­en Äons" wirklich gekannt und in Betracht gezogen hat, so bezeichnet Symonds, diesmal nicht zu Unrecht, die ganze Angelegenheit als "non­sense".[180] Martha Küntzel war sicherlich eine begeisterte Anhängerin sowohl des Thelema als auch des Nationalsozialismus. Bereits in einem Brief an Crowley vom November 1935 (erinnern wir daran, es war das Jahr, in dem Germer verhaftet wurde), machte sie aus ihren nationalso­zialistischen Überzeugungen keinen Hehl. Der Brief ist besonders auf­schlußreich, weil er die heikle Lage von Frau Küntzel zeigt. Einerseits fühlte sie sich verpflichtet, Crowley Erklärungen über ihren politischen Glauben zu geben, andererseits hatte die Gestapo begonnen, sich wegen ihrer spirituellen Überzeugungen und ihrer engen Beziehung zu einem be­rüchtigten englischen Okkultisten für sie zu interessieren. Den Polizisten, die sie verhörten und die auf Grund der Tatsache, daß sie gleichzeitig "such a staunch National Socialist" [standhafte Nationalsozialistin] und Crowley zugetan war, "expressed their astonishment" [ihre Verwunde­rung darüber zum Ausdruck brachten], hatte sie zu erklären versucht, warum die Philosophie des Thelema und das Dritte Reich als miteinander vollkommen vereinbar betrachtet werden konnten. Auch wenn sie "firm­ly convinced of that Book's [i.e., of the Book of the Law's] immeasurable value" [fest überzeugt von dem unermeßlichen Wert jenes Buches] war, erklärte Martha Küntzel, daß ihrer Ansicht nach "it be left to the coming generation to understand it fully" [es der kommenden Generation vorbe­halten sei, es vollständig zu verstehen], diese [Generation] "will be better prepared in their minds" [wird geistig besser vorbereitet sein].[181] Aber Frau Küntzel zufolge war die geistige Revolution, welche die Menschheit zum Verständnis des neuen Gesetzes führen und die einen großen Schritt vorwärts auf dem Weg der Entwicklung bedeuten werde, von Adolf Hit­ler in Gang gesetzt worden, "the man chosen by Providence, because he was the Only one who possessed the qualities for this Great Work" [dem von der Vorsehung auserkorenen Mann, weil er der einzige war, der die Fähigkeiten zu diesem Großen Werk besaß]. Andererseits war Crowley aus der Sicht Martha Küntzels berufen worden, eine Rolle von nicht ger­ingerer Tragweite zu spielen: "In the same way the Master Therion has been chosen by Providence to proclaim a Law which has for its aim the spiritual awakening of mankind, because he was the proper human instrument for Providence at the turn of the Aeon." [In derselben Weise wurde der Meister Therion von der Vorsehung auserkoren, um ein Gesetz zu verkünden, das die spirituelle Erweckung der Menschheit zum Ziel hat, weil er das geeignete menschliche Werkzeug der Vorsehung an der Wende zum Äon war.][182]

Der Brief ist gewiß ein wichtiges Dokument, das verständlich macht, wie Crowleys Lehre in einem bestimmten geschichtlichen Zusammenhang gedeutet werden konnte. Dennoch gibt es trotz der politisch-religiösen Inbrunst der Martha Küntzel keine Spur irgendeines Versuches, Hitler mit dem Buch des Gesetzes unmittelbar vertraut zu machen. Außerdem gibt es einen weiteren, leider undatierten (aber wahrscheinlich kurz vor dem Ausbruch des Krieges geschriebenen) Brief an Crowley, in dem Martha Küntzel abstreitet, Hitler je als einen von Crowleys "Magischen Söhnen" betrachtet zu haben.[183] Auch in diesem Brief bekräftigt sie ihre zweifache Treue dem Nationalsozialismus und dem Thelema gegenüber, die sie weiterhin für vollkommen vereinbar erachtet. Leider sah das nationalsozialistische Regime dies anders und behandelte den O.T.O. genauso wie alle anderen okkultistischen Gruppierungen, die nach etlichen Angriffen und Einschüchterungen 1937 endgültig für illegal erklärt wurden.

Demnach versuchte Crowley, das Thelema bei den Leitern der NSDAP zu fördern, und glaubte später, einen gewissen Einfluß auf Hitler ausgeübt zu haben. Fraglos übte der Aufstieg des Nationalsozialismus eine gewisse      Faszination auf den englischen Okkultisten aus. Müssen wir vielleicht daraus schließen, daß diese Faszination auch in einer eindeutigen politi­schen Zustimmung zum Ausdruck kam? Die Dinge liegen nicht so einfach, und wenn die Frage so gestellt wird, müßte man sie sogar mit einem Nein beantworten, und dies vornehmlich aus zwei Gründen. Vor allem unter­nahm Crowley ähnliche Versuche, um das Thelema auch bei anderen po­litischen Regimen durchzusetzen, was die ideologische Ahnungslosigkeit seiner Stellungnahmen in diesem Bereich beweist. Wir haben bereits auf sein Interesse für das sowjetische Rußland und für den Kommunismus hingewiesen und kommen im nächsten Kapitel darauf zurück. Aber wie Sutin bemerkt hat, besteht der paradoxe Aspekt dieser Versuche darin, daß sie sich nicht nur auf totalitäre Herrschaftsformen oder radikale po­litische Bewegungen bezogen.[184] Zur gleichen Zeit versuchte Crowley das Thelema auch bei der Regierung Seiner Majestät Großbritanniens, in­dem er sich diesmal auf die "principles of Liberty on which the greatness of our country has been founded" [Prinzipien der Freiheit, auf welchen die Größe unseres Landes gegründet worden ist] berief.[185] Der von sei­nem missionarischen Geist durchdrungene Crowley war also fähig, sich je nach Fall auf diejenigen Aspekte des Thelema zu berufen, die am be­sten zur Lage paßten. Zweitens entdeckte Crowley, und zwar trotz seiner Phantasien über die mögliche Rolle eines "offiziellen" Propheten des na­tionalsozialistischen Deutschland, bereits vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges seine patriotische Ader und brachte in bezug auf Hitler und den Nationalsozialismus immer mehr Vorbehalte zum Ausdruck, bis er sich zu einer entschiedenen und ausdrücklichen Verurteilung durchrang.

Dies wird beispielsweise besonders augenfällig in seinem Briefwechsel mit Germer, der trotz seiner Erfahrung in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager wiederholt versuchte, die historischen Gründe der deutschen Politik gegenüber denjenigen der Alliierten zu verteidigen, während die internationale Spannung wuchs und nunmehr mit großen Schritten auf einen Krieg zusteuerte.[186] Crowley war, wie wir in seiner rätselhaften Antwort auf den Fragebogen über den spanischen Bürgerkrieg gesehen haben, unter Umständen bereit, Hitler eine gewisse "propheti­sche" Befähigung zuzugestehen.

 

Selbstverständlich habe ich [Hitler] immer als einen Propheten im Sinne des Alten Testaments betrachtet, als einen mehr oder weniger inspirierten Irren, der das, was er prophezeit oder wünscht, zustande bringt, indem er Massen­hysterie hervorruft.[187]

 

Obwohl sie vorhanden war, grenzte Crowley zufolge die "prophetische" Kraft Hitlers also gefährlich an Wahnsinn. Und tatsächlich wandte Crowley auf Germers Einwände ein, daß sie einen grundlegenden Aspekt außer acht ließen, nämlich "that a furious madman is upsetting the whole machine" [daß ein wütender Irrer die ganze Maschinerie in Unordnung bringt].[188] Im Gegensatz zu Germer, dem zufolge Hitler wenigstens das Verdienst gebühre, den Versailler Vertrag zunichte gemacht haben, dachte Crowley, daß von ihm nichts Gutes für Deutschland ausgegangen wäre: "On the contrary, [...] he has destroyed all the cash and credit that re­mained, and has thoroughly alarmed France, England, and America" [Im Gegenteil [...] er hat das ganze Geld und alle Glaubwürdigkeit vergeudet und hat Frankreich, England und Amerika ernsthaft alarmiert].[189] Crow­ley bemerkte also - und darüber irrte er sich nicht -, daß diese Haltung Hitlers in Europa zu einem Rüstungswettlauf geführt habe, dessen na­türliche Folge der Krieg sein würde. Natürlich deutete Crowley die Rolle Hitlers bei der bevorstehenden Katastrophe auch als direkte Konsequenz des epochalen Übergangs, der durch die Offenbarung des Thelema aus­gelöst wurde: für ihn "the whole thing is a function of the New Aeon" [ist das Ganze eine Funktion des Neuen Äons].[190] Im übrigen kommt in den Briefen an Germer bereits das Thema der abschätzigen Deutung vor, die Hitler der thelemischen Botschaft gegeben haben soll, auf die Germer wahrscheinlich in einem seiner vorherigen Briefe angespielt hatte.

 

H[itler] züchtet Sklaven, die über Sklaven herrschen sollen. Für einen Stern gibt es in seinem System keinen Platz. Seine Welt beruht auf der falschen Ein­heit des "Staates", der wie Da'ath ist, und sich nicht auf dem [kabbalistischen] Baum des Lebens befindet. Er streitet die individuelle Oberhoheit der Gottheit ab, und er und sein Wille zerbrechen.[191]

 

Hier sind die Hinweise Crowleys auf die Philosophie des Thelema recht durchsichtig. Der erste Satz verweist auf Vers II, 58 des Buches des Ge­setzes, in dem die Thelemiten mit Königen gleichgesetzt werden, die ihre Macht über diejenigen ausüben, die es vorziehen, Sklaven zu bleiben.[192]

Crowley zufolge drückt der Nationalsozialismus alle zu Sklaven herab, und auch diejenigen, die Führungsstellungen innehaben, unterliegen die­sen Bedingungen, wahrscheinlich weil sie in eine Pyramide eingefügt sind, an deren Spitze ein einziger Mann steht. Überdies scheint der implizite, im Vers "Every man and every woman is a star" Ueder Mann und jede Frau ist ein Stern] des Buches des Gesetzes[193] vertretene Individualismus des Thelema in Crowleys Augen unvereinbar mit dem staatlich gelenkten und totalitären Kollektivismus des Nationalsozialismus.

Diese wachsende Unduldsamkeit gegenüber dem Nationalsozialismus und Hitler schlug sich selbstverständlich auf seine Beziehung zu Martha Küntzel nieder. In einem seiner letzten Briefe, nämlich demjenigen vom 10. Mai 1939, reagierte Crowley vermutlich auf einige antisemitische Bemerkungen seiner deutschen Schülerin und sagte, daß er ihre "ravings against the Jews" [Rasereien gegen die Juden] als "unintelligible" [unverständlich] empfand. Die Fortsetzung mußte Martha Küntzel ziemlich schockiert haben, was gewiß in Crowleys Absicht lag.


Beinahe das ganze Leben in Deutschland jenseits von Brutalität, Stumpfsinn und Grausamkeit, Kriecherei und Blutdurst war jüdisch. Allgemein gespro­chen, stehen die Deutschen so tief unter den Juden wie die Affen unter den Menschen; aber ich habe Affen immer gern gehabt und möchte sie nicht be­leidigen, indem ich sie mit den Deutschen vergleiche. Diese in vergleichsweise ungeschminkter Sprache vorgebrachten Bemerkungen sollen das allgemeine Empfinden der Menschen außerhalb Europas zum Ausdruck bringen. Ein zweites Versailles wird es nicht geben - es wird Armageddon geben. Der Hun­ne muß hinweggefegt werden. Der Hunne wird hinweggefegt werden.[194]

 

Wir wissen nicht, ob Martha Küntzel diesen Brief je beantwortet hat. Symonds erwähnt einen weiteren, wahrscheinlich Crowleys letzten Brief an Martha Küntzel, in dem Crowley schrieb, daß England ,Hitler matt setzen' würde" (would "knock Hitler for a six").[195]

So zweideutig sie auch sein mag, die Abneigung gegen den Nationalsozialismus, die Crowley gegen Ende der 1930er Jahre äußerte, scheint das Symptom einer wachsenden Skepsis gegenüber den bestehenden po­litischen Systemen zu sein. Seine Avancen ihnen gegenüber waren fehlge­schlagen, der Krieg rückte näher und brachte viele Ungewißheiten über die Zukunft mit sich. Im Grunde schienen weder die totalitären Regime noch die Demokratie für die Verbreitung des Thelema geeignet zu sein. In einem Vorwort zu einer 1938 veröffentlichten Ausgabe des Liber Le­gis schrieb Crowley, "der grausame Faschismus [und] der schnatternde Kommunismus, bei des Schwindeleien, hüpfen toll um die Welt herum".[196] Aber auch gegenüber der "schwankenden" Demokratie war er nicht ge­rade zimperlich, da er sie alle zusammen zu den "Fehlgeburten des Kin­des, des Neuen Äons des Horus" zählte.[197]

Als der Krieg dann ausbrach, war die Entscheidung, auf welcher Seite er stand, diesmal eindeutig. Die Lehre aus dem Ersten Weltkrieg hatte ihm genügt. Wir haben gesehen, was er an Martha Küntzel geschrieben hatte. Aber dabei blieb er nicht stehen. Er veröffentlichte auch Churchill gewidmete Verse, um den Sieg der Alliierten zu fördern,[198] und begann, die englischen Nachrichtendienste mit Anträgen nach Beschäftigung und Angeboten der Mitarbeit zu bestürmen.[199] Er stellte sich außerdem zur Verfügung, um Rudolf Heß zu verhören, als dieser 1941 in Schottland nach seinem berühmten "Flug" gefangengenommen wurde.[200]

Nachträglich bemerkte Crowley, daß der Zusammenbruch Hitlers der Tatsache zu verdanken sei, daß er kein echter Eingeweihter war:


Hätte Hitler einen weniger abnormen Charakter gehabt, so wäre kein großes "Unheil" oder zumindest ein "Unheil" ganz anderer Art dabei herausgekom­men. [...] er hatte sich nicht der ausgleichenden [und geregelten] Lebensweise des Curriculum des A.·. A.·. unterzogen; und, das war das Schlimmste dabei, er war in der Tat sehr weit davon entfernt, ein vollendeter Eingeweihter zu sein, selbst im weitesten Sinn des Wortes.[201]

 

Für ihn, und darüber dürfen wir uns nicht wundern, hatte Hitler seinen Kampf auf der Astralebene verloren.


Fussnoten


[180] Vgl. J. Symonds, The King of the Shadow Realm, a. a. 0., S. 411.

[181] Brief von Martha Küntzel an Crowley, 19. November 1935, maschinenschriftliche Kopie (Y.C., mss. I, EE2).

[182] Ebd.

[183] Der Brief ist von Yorke in seinem Exemplar des Buches von Rauschning abgeschrieben worden, a. a. O. Martha Küntze! verstarb 1942.

[184] Vgl. L. Sutin, a. a. 0., S. 380. Sutin bemerkt scharfsinnig, daß diese Förderung von Regimen und politischen Kräften aller Art "nachträglich auch auf seine Aktivitäten im Ersten Weltkrieg Licht wirft: Crowley war durchaus imstande, an zwei politischen Fronten gleichzeitig zu wirken" (ebd.).

[185] Y.c., mss. II, 94 (18), S. 3. Der unbetitelte maschinengeschriebene Text gibt einen eigenhändigen Vermerk Crowleys wieder, in dem es heißt, er sei im Oktober 1936 geschrieben und am 27. Januar 1937 an einen Beamten der britischen Regierung gesandt worden. Diese Stelle wird auch von Sutin angeführt, vgl. ebd., S. 380. Sutin zufolge war der betref­fende Beamte Alfred Duff Cooper, damals Sekretär des britischen Kriegsministeriums.

[186] Vgl. zum Beispiel die drei wichtigen Briefe Germers an Crowley vom 10. Februar, 13. März und 16. März 1938 (Nr. 405, 406 und 407 der maschinenschriftlichen Kopie des Briefwechsels Crowley-Germer, O. A.).

[187] Brief Crowleys an Germer, 5. Oktober 1938 (maschinenschriftlichen Kopie, O. A.): "Of course, I have always considered [Hitler] a prophet in the Old Testament sense of the word, a more or less inspired madman who brings about the things that he prophecies [sic], or desires, by exciting mass-hysteria."

[188] Brief Crowleys an Germer, 14. März 1938 (ebd.).

[189] Brief Crowleys an Germer, 27. Oktober 1938 (ebd.).

[190] Ebd.

[191] Brief Crowleys an Germer, 15. Oktober 1938 (ebd.). "H[itler] is making slaves to rule slaves. There is no room for any star in his system. His cosmos is based on the false unity of the ,State' which is like Daäth [sic; gemeint ist Da'ath], not on the Tree at all. He denies individual supremacy of Godhead, and he and his will crash." Crowleys kabbali­stischem System zufolge ist Da'ath eine Sephira, die zu den anderen zehn traditionellen Sephfirot des Baumes des Lebens hinzukommt und die sich also an einer besonderen Stelle in bezug auf diese befindet. Die Sephira Da'ath entspricht derjenigen, die Crowley den "Schleier des Abgrunds" nennt, nämlich dem Punkt, an dem der Adept beim initiatischen Aufstieg den rein menschlichen Zustand übersteigt und eine Stufe der Einweihung errei­cht, die ihn zur größtmöglichen geistigen Verwirklichung erhebt. Dieser Übergang bringt freilich auch Gefahren mit sich, und im Falle des Mißerfolges kann er den Anwärter in den Wahnsinn stürzen. An dieser Stelle scheint Crowley, wie anderswo auch, sagen zu wollen, daß das Problem des Nationalsozialismus (und Hitlers) einem initiatischen Scheitern en­tspricht, das an jenem besonderen Punkt seines Systems stattgefunden hat. Zwei Zitate aus den Confessions können zum Verständnis der Rolle von Da'ath in Crowleys System aufschlußreich sein: "Das menschliche Bewußtsein wird dargestellt als Mittelpunkt eines Sechsecks, dessen Ecken die verschiedenen Geistesvermögen sind, aber die oberste Ecke, die das menschliche Bewußtsein mit dem Göttlichen verbinden soll, fehlt. Ihr Name ist Da'ath, Wissen." (A. Crowley, The Confessions, S. 509-510); "Ich wurde keineswegs er­schüttert in meiner Ansicht, daß die Krone von Ruach [hebr. Atem, Hauch, Geist] (Da'ath, Wissen) keinen echten Platz auf dem Baum des Lebens hatte, daß sie illusorisch und in sich selbst widersprüchlich war." (ebd., S. 814). Ich danke Herrn Ferdinand Leopold dafür, daß er mich auf diese Stellen aufmerksam gemacht hat. [Zu Da'ath (Wissen, Gnosis), vgl. auch G. Schalem, Ursprung und Anfänge der Kabbala, Berlin: de Gruyter, 1962, S. 110, 160, 183,371,394.]

[192] "Therefore the kings of the earth shall be Kings for ever: the slaves shall serve. [Darum sollen die Könige der Erde Könige sein auf immerdar: die Sklaven sollen dienen.]" Crowley erklärt später seinen Standpunkt in einem anderen, bereits angeführten Brief an Germer (vgl. oben S. 117, Anm. 172), in dem er behauptet, daß, wenn Hitler das Dritte Reich wirklich auf den Prinzipien des Thelema aufgebaut hätte, wie Martha Küntzel dies will, "he has not understood the rights of the individual, and so made a tyranny in a servile state, which is the opposite of the free alliance of kings - which a true democracy would be" [er die Rechte des Einzelnen nicht verstanden hat und deshalb eine Tyrannei in einem unterwürfigen Staat errichtete, das Gegenteil eines freien Bündnisses von Königen - was eine echte Demokratie wäre].

[193] The Book of the Law, I, 3. Das ist eines der grundlegenden Prinzipien des Thelema. Zu dieser Frage vgl. M. Pasi, "Aleister Crowley", in: W. J. Hanegraaff u. a. (Hrsg.), Dic­tionary of Gnosis and Western Esotericism, a. a. 0., S. 286.

[194] Brief Crowleys an M. Küntzel, 10. Mai 1939 (Y.C., mss. I, EE2).

[195] Vgl. J. Symonds, The King of the Shadow Realm, a. a. 0., S. 512. Nach Symonds wurde der Brief kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges geschrieben. Auch ist es immerhin möglich, daß Symonds sich auf denselben oben angeführten Brief bezog und dessen Inhalt einfach mit jenem wirkungsvollen Satz zusammengefaßt hat.

[196] Aleister Crowley], The Book of Law, London: OTO, 1938, S. 31.

[197] Ebd.

[198] Wir beziehen uns auf Thumbs up!, eine Broschüre, die 1941 in London als Privatdruck erschien. Darin war das Gedicht England, stand fast! [England, sei standhaft!] ent­halten, das die Widmung trug: "To Winston Spencer Churchill, for my people" [An Win­ston Spencer Churchill, für mein Volk]. Dieses Büchlein enthielt auch eine Art Warnung an "Adolf Schicklgruber", das heißt an Hitler, in Gestalt eines Verzeichnisses von zumeist verstorbenen Personen, die ihr vermeintlich feindseliges Verhalten gegenüber Crowley teu­er zu stehen gekommen war. Die Unternehmung nimmt gleichsam den Charakter einer öf­fentlichen "Verfluchung " Hitlers an, die in den größeren Zusammenhang des "okkulten" Kampfes gegen den Nationalsozialismus gehört und in dem auch Dion Fortune, die be­rühmte okkultistische Kollegin Crowleys, eine Hauptrolle gespielt hat. Vgl. Dion Fortune, The Magical Battle of Britain, Bradford on Avon: Golden Gates, 1993.

[199] Die Akte EE2 der Y.C., mss. I, enthält verschiedene Dokumente dieser Art; darun­ter befindet sich ein Brief vom September 1939, wahrscheinlich der erste, in dem Crowley um die Mitarbeit mit dem Naval Intelligence Department ansucht. Die Akte enthält ver­schiedene, zumeist abschlägige Antworten des Departments auf Crowleys Angebote. Unter diesen Dokumenten ist auch ein seltsamer Entwurf eines Manifestes, das die Einberufung in die Armee auf Grund der Prinzipien des Thelema begünstigen soll: "Do what thou wilt shall be the whole of the Law. What is your true will? Probably you do not know it your­self. But - It is sure that every one has the root-will to make the best of hirnself [...]. Also he has the will to do this in peace and safety, without fear of disturbance from others. [...] To do your own true will - join the Army!" [Tue, was du willst, soll sein das Ganze des Gesetzes. Was ist dein wahrer Wille? Wahrscheinlich weißt du es selbst nicht. Aber - Es steht fest, daß jeder den Ur-Willen hat, das Beste aus sich zu machen [...]. Auch hat er den Willen, dies in Frieden und Sicherheit zu tun, ohne Störung durch andere zu befürchten. [...] Um deinen eigenen wahren Willen zu tun - tritt ein in die Armee!]

[200] Vgl. unten, Abschnitt 5 des dritten Kapitels.

[201] A. Crowley, Magick without Tears, a. a. 0., S. 304. Die Tatsache, daß sich Crowley auf Hitler bezieht, wobei er sich der Vergangenheitsform bedient, scheint darauf hinzudeu­ten, daß der Passus nach Kriegsende geschrieben worden ist.





© Marco Pasi, 2006

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