Ordo Templi Orientis — Rudolf Steiner — Peter-Robert König

Ordo Templi Orientis
Rudolf Steiner
Theodor Reuss
Memphis Misraim

O.T.O. Phenomenon Books

"Gestatten, Under Cover Agent Peter-R. König"

              Feldzug gegen Rudolf Steiner Ordo Templi Orientis Theodor Reuss Flensburger Hefte Guido und Michael Grandt Arfst Wagner Wolfgang Weirauch Eve Grothe Klaus-Dieter Neumann Stefan Leber P.R. Koenig Josef Dvorak Hella Wiesberger Julius Zoll

Teil eines Interviews geführt von Wolfgang Weirauch
Zum Buch der Brüder Grandt : Schwarzbuch Anthroposophie (Wien 1997)

Auszug aus "Feldzug gegen Rudolf Steiner", Flensburger Hefte 63 IV/98,
ISSN 0932-5859, ISBN 3-926841-88-5, Flensburg 1998



English: Rudolf Steiner: Not a member of the O.T.O.
Deutsche Version: Rudolf Steiner: Niemals Mitglied irgendeines O.T.O.
Traduction française: Rudolf Steiner : Jamais membre d'un quelconque O.T.O.
Dutch version: Theodor Reuss en Rudolf Steiner.
Traduse romana: Rudolf Steiner: Niciodata membru al vre-unui Ordo Templi Orientis.
По русски: Рудольф Штайнер: никогда не был членом какого-нибудь Ordo Templi Orientis.

Online facsimile documents regarding Theodor Reuss and Rudolf Steiner.
Two letters from Theodor Reuss concerning Franz Hartmann / Rudolf Steiner.
"Gestatten, Under-Cover Agent P.R. König" — Ein Interview für die FLENSBURGER HEFTE zum Thema "Feldzug gegen Rudolf Steiner".


"Deserving Death": Hans F. Senkel. Memphis–Misraim in Hamburg.


Theodor Reuss, Rudolf Steiner, Aleister Crowley, early years:
  • English version: O.T.O. — Early Years and Development.
  • Deutsche Version: Zur Geschichte des Ordo Templi Orientis.
  • Versione italiano: Ordo Templi Orientis — I primi anni e la sua evoluzione.
  • Traduction française: L’ancien O.T.O. et son évolution.
  • Traduccion castellano: O.T.O. — Original y su Desarrollo.





    W.W.: Auf S.123 des "Schwarzbuch Anthroposophie" behaupten die Brüder Grandt, dass Sie ihnen persönlich geschrieben hätten, "Steiner war einzig 1906 für ein paar Wochen Mitglied des O.T.O. (...). Als er erfuhr, worum es beim O.T.O. ging, trat er SOFORT aus!". Können Sie uns etwas über den Hintergrund dieses Satzes sagen?

    P.R.K.: Nachdem ich zufällig das Grandt'sche "Schwarzbuch Satanismus" Anfang August 1995 in den Buchhandlungen fand, war ich empört, dass die Grandts sich in Sachen O.T.O. mehrheitlich auf meine Publikationen gestürzt und diese dabei völlig verzerrt zitiert und m.E. in absurde Zusammenhänge gestellt hatten. Meine Recherchen wollten objektivierende abbildende Darstellungen eines Teilaspektes des völkerkundlichen Untergrundes des Abendlandes sein. Ich habe dabei mit ungeheurem Zeitaufwand um jedes Wort gerungen, um jedes Detail im Bemühen um Wahrheit und Gerechtigkeit der Vielschichtigkeit des Themas gegenüber. Noch heute brüte ich manchmal monatelang über einzelnen Sätzen und Wortbedeutungen für ein kleines Vorwort oder einen Vortrag. Ich ahnte zwar bei meinem "Das O.T.O.-Phänomen", dass es immer wieder einige "Forscher" und "Journalisten" gibt, die sich den Fussnoten dieses Buches entlang angeln würden, habe aber unterschätzt, dass mein konzipiertes Weglassen offensichtlicher Quellenhermeneutik in diesem einen Buch der fundamentalistischen Froschperspektive jeglicher Couleur in die Hand spielt: Was andere Kritiker jedoch als eine Stärke des Werkes sahen. So erkannte z.B. Joscelyn Godwin, dass ich meine Ergebnisse "without praise or blame" offenlege.
    Nun musste ich also feststellen, dass zwei meiner Bücher von oberflächlichen selbsternannten Journalisten m.E. ruckzuck zur Denunziation völlig harmloser Menschen missbraucht worden sind, ohne dass weder Fachwissen noch Einfühlsamkeit sichtbar geworden wären. Mein Werk schien vergewaltigt. Ich musste mich fragen, ob ich nicht selbst irgendwie ein Komplize der Grandts gewesen bin, indem ich Namen von noch lebenden Personen in meinen Büchern genannt hatte, die nun Opfer der beiden geworden sind.
    Ich möchte mich hier an dieser Stelle bei all denjenigen entschuldigen, die sich aufgrund der Manipulationen, die die Grandts anhand meiner Bücher vorgenommen haben, verletzt fühlen. Ich hatte nie vermutet, dass sich solche "Journalisten" die Namen der Protagonisten aus meinen Büchern fischen würden, um ihnen sogar mit ein paar Kameraleuten aufzulauern.

    W.W.: Aber wie kamen die Grandts zu diesem Zitat?

    P.R.K.: Ich schrieb ihnen Anfang August 1995 einen Brief, in dem ich u.a. erklärte, weshalb im O.T.O. kein Satanismus praktiziert wird. Darauf rief mich einer der beiden an und tischte mir ein paar unglaubwürdige Behauptungen auf; zum Beispiel hätte man mich vor der Publikation vergeblich zu erreichen versucht (eine Ausrede, die sie bei einem späteren "Werk" noch einmal anbrachten) und ihr Verleger hätte das Manuskript bearbeitet, ohne sie selbst zu benachrichtigen. Ich fragte mich, welche Stellen wohl selbst dem Verlag zuviel gewesen waren. Obwohl sie behaupteten, sie hätten jahrelang in "der Szene" recherchiert, haben weder ich noch andere jemals davon Notiz genommen. Sie gaben dann auch zu, sie hätten allein in einer australischen Buchhandlung ein Buch von Crowley mit der Gnostischen Messe drin gefunden; das beweise die internationalen Verbindungen, da doch dieser Text in Europa nicht aufzutreiben sei. Dass dasselbe Buch in jeder deutschsprachigen Buchhandlung seit vier Jahrzehnten auf deutsch erhältlich ist, liess sie tatsächlich sprachlos werden. Mein Hinweis, dass alle deutschen O.T.O.-Mitglieder gerichtlich mit Name und Adresse erfasst seien und sich so nachweisen lasse, dass es deren grad mal zwei Dutzend sind und nicht tausende, wie die beiden suggerierten, war komplett an die Wand geredet. Die beiden schienen mir absolut unzugänglich für Verifikationen und ich wähnte mich in einer knochentrockenen Realsatire. Ich erwartete schon, Kurt Felix aus dem Schrank springen zu sehen, um "Versteckte Kamera" zu rufen. Daraufhin brachte ich den Vorschlag vor, die faktischen Fehler schriftlich zu korrigieren und fand anschliessend ad hoc ca. 40 verdrehte Zitate, d.h. Verzerrungen und faktische Fehler. Leider ist mir in diesem zweiten Schreiben vom August 1995 mit den monierten ca. 40 Fehlern die unwahre Bemerkung herausgerutscht, Steiner sei für einige wenige Wochen Mitglied des O.T.O. gewesen, habe aber sofort nachdem er merkte, worum es da ging, seinen Austritt gegeben. Ich habe diese Behauptung übrigens inmitten des Satzes mit dem Hinweis unterbrochen, die Grandts sollten das in meinem Buch "Das O.T.O.-Phänomen" überprüfen. Hätten sie das getan, wären sie darauf gestossen, dass eine solche Stelle gar nie vorkommt. Ich übrigens auch, damals.
    Wenn die beiden genügend Sorgfaltspflicht besessen hätten, mir ihre weiteren Publikationen zur Verifikation den O.T.O. betreffend vorzulegen (wie ich vorgeschlagen hatte), wäre die Verbreitung dieses bedauerlichen Irrtums sicherlich rechtzeitig zu verhindern gewesen. Die Grandts haben sich jedoch nicht mal für die Richtigstellung dieser ca. 40 Fehler bedankt, sondern diese kommentarlos in ihre 2. Auflage übernommen und im Impressum so getan, als sei das nun ihre eigene Meisterleistung gewesen.

    W.W.: Wodurch und wann hat sich Ihre Meinung in bezug auf eine angebliche O.T.O.-Mitgliedschaft Steiners geändert?

    P.R.K.: Ich war gar nie dieser Meinung. In meinen Büchern habe ich auch nie davon gesprochen, sondern mir ist diese Unüberlegtheit quasi unter dem Druck des Verärgertseins über die "journalistischen" Verdrehungen der Grandts herausgerutscht, ohne dass ich darüber nachgedacht hätte. Ausserdem spräche ja das eh FÜR Rudolf Steiner, sofort wieder aus dem O.T.O. ausgetreten zu sein. Ich verstehe nicht, was die Gebrüder Grandt da für ein Aufsehen machen. Mir scheint, dass eher die Medienpräsenz als die Faktizität im Interesse der beiden steht. Sie geben ja auch zu, dass die Kontroversen, die sie auszulösen meinen, nichts weiter als ein "Werbetrick" sind; so an der Frankfurter Buchmesse am 10.10.98 verlautet. Da ist ihnen übrigens ein gewaltiger Freudscher Versprecher unterlaufen, als sie versuchten, ihr Werk "Waldorf- Connection" als Diskussionsansatz "im Satanis..., äh Anthroposophie" zu verkaufen.
    Mittlerweile haben Steiners Nachlassverwalter für mein Buch "Der Grosse Theodor Reuss Reader" vom Frühjahr 1997 erlaubt, die entsprechenden Reuss/Steiner-Dokumente zu faksimilieren. Ich danke den Nachlassverwaltern dafür, diese Faksimiles nochmals für dieses Flensburger Heft abdrucken zu dürfen. Mein seit anderthalb Jahren mehrmals dazu veröffentlichter Artikel ("Rudolf Steiner: niemals Mitglied irgendeines O.T.O.") und dieses Interview dürften diese Dokumente ausreichend in den historischen Kontext stellen.
    Es ist auch bezeichnend, wie die Grandts mit dieser neuen Quellenlage umgegangen sind. Erst forderten sie mich mehrfach in ziemlich unhöflichen Briefen um Bekanntgabe dieser Quelle auf. Nachdem ich mich aber mit dem Argument weigerte, sicherlich nicht die Recherchen von ihnen zu übernehmen, behaupten sie nun, eine solche Quellenlage existiere überhaupt nicht — wahrscheinlich im Glauben, wenigstens rethorisch geschickt zu sein.

    W.W.: Es gibt also bis heute kein einziges Dokument, das beweisen würde, dass Steiner irgendwann Mitglied des O.T.O. gewesen wäre?

    P.R.K.: Richtig. Sollen die Grandts doch eines vorlegen!
    Die Behauptung, Steiner sei O.T.O.-Mitglied, weil der Begriff "Order of Oriental Templars" im Briefkopf auf dem Reuss'schen 1907- Edikt an Steiner zu finden ist, entbehrt jeglicher Logik. Werden die Grandts automatisch Waldorf-Schüler, wenn sie einen Brief einer Waldorf-Schule erhalten, der im Briefkopf den Begriff "Waldorf-Schule" enthält? In meiner Eigenschaft als Oberhaupt einiger O.T.O.-Gruppen Europas könnte ich die Grandts auch flugs zu Führungsmitglieder der Loge "Baphomet" von Balingen ernennen. Gemäss ihrer eigenen Logik wären sie das dann auch definitiv, könnten keinen stichhaltigen Beleg dagegen anführen und gerieten nun selber in den Geruch der ritualisierten Kinderschändung à la "Schwarzbuch Satanismus". Es würden sich dann sicherlich Boulevardjournalisten finden, die durch unermüdliches Zitieren aller greifbaren O.T.O.-Erwähnungen ebenso unkritisch tagtäglich ihre Meinung kundtun, dass die Grandts auf komplizierte Art und Weise Propaganda für Aleister Crowley betrieben. Anschliessend würde ich behaupten, jemand habe gedroht, meine Katze umzubringen, falls ich je wieder ein Wort "gegen die Grandts" richte und dieser Fall sei nun bei den örtlichen Ermittlungsbehörden hängig, weshalb ich keine weiteren Details dazu geben könnte, etc. etc. etc.

    W.W.: Im "Schwarzbuch Anthroposophie" der Brüder Grandt werden Sie als Autor folgender Zeilen zitiert: "Der Blavatsky-Schüler und Gründerder 'Internationalen Theosophischen Verbrüderung', Dr. Franz Hartmann (...) gehörte dem 'Orden der Alten und Echten Rosenkreuzer' (...) an", sagt Peter-R. König weiter, "während Dr. Rudolf Steiner in einer Zweigabteilung des Ordens, dem in 97 (= 33) Grade arbeitenden O.T.O (...) seine Einweihung hielt." (S.121 f.) Was hat es mit diesem Zitat auf sich?

    P.R.K.: Die Brüder Grandt haben ein treffendes Beispiel ihrer Lesekunst geliefert und mein Zitat des antisemitischen Hetzers und Ludendorffianers S. Ipares (alias J. Paar) aus dessen paranoiden "Geheime Weltmächte" von 1936 als meinen "eigenen" Text wiedergegeben. Dabei habe ich Ipares als gut ersichtliche Hetzquelle in meinem Buch "Das O.T.O.-Phänomen" kenntlich gemacht. Ich hatte ja nie im Leben geahnt, meinen Büchern ausser klaren Quellenangaben, Titeln, Untertiteln und ggfs. Kursivdruck bei Zitaten in Anführungs- und Schlusszeichen auch noch eine Lesebrille beigeben zu müssen. — Es gibt seit den 20er Jahren dermassen viele Nazi-Publikationen, die behaupten, dass "Steiner ein Sexualmagier" gewesen sei, "Mitglied im O.T.O." und weitere notorische Versatzstücke aus dem Arsenal der Judenhetze aufhäufen, dass ich mich verletzt fühlte, mit diesem Nazi-Blödsinn in den gleichen Topf geworfen worden zu sein. Unzumutbar empfand ich das lasche Verfahren der Grandts mit Nazi-Literatur besonders, nachdem meine Familie unter dem Nazi-Regime zu leiden hatte.

    W.W.: Wie haben Sie auf die falsche Zitierweise der Grandts reagiert?

    P.R.K.: Ich habe die Grandts im März 1997 gebeten sich zu entschuldigen und gefordert, diese falsche Darstellung in zukünftigen Auflagen nicht mehr zu verwenden. Da habe ich ihnen auch zum wiederholten Male schwarz auf weiss klar gemacht, auf welche Art und Weise ich als "under cover agent" recherchiert habe. Trotzdem behaupten die beiden immer noch, ich würde ihnen das "verschweigen" und suggerieren eitel, ich sei ihnen rechenschaftspflichtig. "König verschweigt uns, dass er selber in verschiedenen O.T.O. Gruppen war, um sog. Undercover-Recherchen zu machen ... oder sich in einem Okkult-Orden, dem Ordo Saturni, herumtrieb," liessen die beiden m.E. heuchlerisch an der Frankfurter Buchmesse im Oktober 1998 hören. Sehr aufschlussreich, wie sie sich dabei auf verschiedenen Ebenen entlarvten. So habe ich den beiden nachweislich schon 1995 genau klargemacht, dass ich "under cover" in den O.T.O.-Gruppen recherchiert habe (da sie offensichtlich meine diesbezüglichen Publikationen nicht zur Kenntnis nehmen wollten). Da die beiden sich oft selbst damit brüsten "verdeckt" z.B. bei Uriellas Fiat Lux "recherchiert" zu haben, wenden die Grandts offensichtlich für sich selber jeweils ganz andere Begriffskriterien an und versuchen m.E. so auf Kosten anderer ihr positives Selbstbild aufrechtzuerhalten.
    In ihrem Buch "Erlöser" bezeichnen die Grandts meine Briefe neuerdings als "wirr", obwohl sie diese anderorts ausgiebig abgeschrieben haben, wohlgemerkt, und bringen meinen Namen nun völlig losgelöst von der faktischen Lage in einem rassistischen Milieu unter. Sind die Grandts so leicht ver"wirr"bar? Im O.T.O.- Kontext wärmen sie nur ur-ur-ur-alte braune Brötchen auf und sind demzufolge kaum eine Fussnote wert. Da sie nun aber meine von den Fakten losgelöste Person dazu benützen, andere Menschen an den Pranger zu stellen, fühle ich mich verpflichtet, mit meiner persönlichen Meinung und erneuter faktischer Aufklärung zur Transparenz beizutragen. Mit diesem Flensburger Heft dürfte eine Grundlage erstellt sein, womit künftige Manipulationen besser beurteilt werden können.

    W.W.: Haben sich die Brüder Grandt eigentlich jemals bei Ihnen entschuldigt?

    P.R.K.: Ein einziges Mal. Auf meine März-1997-Reklamation bezüglich dieses Ipares-Zitats, das sie als mein eigenes ausgaben, haben sich die beiden Herren postwendend entschuldigt, aber, und das muss ich hier ganz besonders herausheben, zu ihrer Rechtfertigung ein Zitat des Nazi-Hetzblattes "Der Judenkenner" von 1936 als meinen eigenen Text angeführt; also einmal mehr ihre offensichtliche Unfähigkeit, die Quellenlage zu begreifen, demonstriert. Auf meinen erneuten Protest hin zu reagieren war dann offensichtlich unter ihrer "Würde".
    Es fällt mir auf, dass je mehr ich die Grandts auf ihre Irrtümer hinweise, umso mehr sie diese aufblasen und verdrehen. Da kann ich den beiden nur das entgegenhalten, was sie den Waldorfschulen vorwerfen: "Die Handhabung ist die Botschaft" (so die beiden an der Pressekonferenz anlässlich der Frankfurter Buchmesse am 10.10.98).
    Ein weiteres Beispiel dafür, dass die Grandts nicht davor zurückschrecken, rechtsgedrehte Literatur als untermauernde Belegquellen für ihre Behauptungen zu verwenden, ist deren rechtfertigendes Zitieren des Ariosophen und "Temple of Set"- Protagonisten Stephen E. Flowers, der in seinem Phantasiewerk "Fire and Ice" ebenfalls von Steiners O.T.O. schwafelte. Dass Flowers offiziell ein Würdeträger einer Organisation ist, die von einem selbsternannten Statthalter Satans geführt wird (ich verwende diesen Begriff neutral, da der "Temple of Set" sich selbst als eine Erneuerung der "Church of Satan" definiert), will die Grandts hier überhaupt nicht zu stören (an anderer Stelle fallen sie jedoch über den "Temple of Set" her). Flowers ist übrigens ein Zeitgenosse, der unbedingt Lanz von Liebenfels' extrem antisemitisches "Theozoologie" in den USA publizieren wollte, gottseidank vergeblich. Hauptsache scheint, die Grandts können irgendwelche Quellen anführen, die Steiner und den O.T.O. verwursteln.

    W.W.: Es gibt tatsächlich eine Menge Anti-Steiner-Literatur aus der Nazi-Zeit, ich nenne da nur die Ludendorffs oder Gregor Schwartz-Bostunitsch.

    P.R.K.: Ich werde in meinem Archiv wühlen und etwas aus dem "Judenkenner" und von dem von Ihnen erwähnten Gregor Schwarz- Bostunich für dieses "Flensburger Heft" zusammenstellen, damit der Leser eine ungefähre Ahnung von der Stimmung gegen die Anthroposophen erhält, die gegen sie in der Zeit des "offiziellen Rassismus" geschürt wurde. Achtung: Lesehilfe für alle Grandts dieser Welt: diese Faksimiles sind keine gewissenhaften Quellen!



    Jean Paar, S. Ipares, Geheime Weltmächte Jean Paar, S. Ipares, Geheime Weltmächte Jean Paar, S. Ipares, Geheime Weltmächte Jean Paar, S. Ipares, Geheime Weltmächte Jean Paar, S. Ipares, Geheime Weltmächte Jean Paar, S. Ipares, Geheime Weltmächte Jean Paar, S. Ipares, Geheime Weltmächte

    S. Ipares (Jean Paar): "Geheime Weltmächte", München 1936.



    Der Judenkenner: Der Grossvater der Antroposophischen Gesellschaft

    Der Judenkenner Ulrich Fleischauer Theodor Reuss Rudolf Steiner Aleister Crowley Der Judenkenner Ulrich Fleischauer Theodor Reuss Rudolf Steiner Aleister Crowley Der Judenkenner Ulrich Fleischauer Theodor Reuss Rudolf Steiner Aleister Crowley

    [Aus: 'Der Grosse Theodor Reuss Reader'.]



    Gregor Gregor Schwartz-Bostunitsch, Doktor Steiner - Ein Schwindler wie keiner, München 1930.




    W.W.: Die Grandts schreiben auch auf Seite 282 im "Erlöser"-Buch, dass Sie in Ihrem "O.T.O.-Phänomen" "seitenweise Rudolf Steiners Kontakte zum O.T.O." anführten.

    P.R.K.: Jeder, der sich mein Buch anguckt, wird finden, dass ich lediglich kurz erwähne, dass Steiner sich ein paar AASR- und MM- Grade erworben habe. Von Steiners angeblichen Kontakten zum O.T.O. nicht die geringste Spur (ausser, wo ich dokumentarisch Nazi- Hetzschriften zitiere). Aber das ist typisch Grandts: kommt Steiners Name in einem Buch über den O.T.O. vor, muss Steiner also notgedrungen O.T.O.-Mitglied gewesen sein. Hätte ich Steiners Name nicht aufgenommen, wäre wohl der Vorwurf gekommen, ich betreibe Weisswäscherei. Mir scheint, alles bei den Grandts verkommt zu reiner Rhetorik; selbst der Nationalsozialismus dient hier m.E als Grammatik der Selbstdarstellung.
    Das gilt auch in Bezug auf Aleister Crowley, dessen Satzpartikel sie aus meinen Büchern klauben, um sie gegen Steiner zu verwenden, aber ihn ansonsten allen Ernstes im gleichen Atemzug mit dem Ku- Klux-Klan einen Jungfrauenhäuter nennen können. Ich wiederhole mich: Hauptsache scheint, die Grandts können irgendwelche Quellen anführen, die Steiner und den O.T.O. verwursteln.
    Bemerkenswert bleibt, wie die beiden immer wieder antisemitische Nazi-Hetzschriften zitieren um Steiner zu diskreditieren, und ihm gleichzeitig Rassismus vorwerfen können.
    Ich frage mich still und leise, ob der Vogel Strauss weiss, welches Körperteil sichtbar bleibt, wenn er seinen Kopf in den Sand steckt.

    W.W.: Gibt es weitere Sie betreffende Zitatfehler im "Schwarzbuch Anthroposophie"?

    P.R.K.: Indirekte Zitatfehler natürlich schon, wenn man in Betracht zieht, dass die beiden einfach die neue Quellenlage ausser acht gelassen haben. Die Grandts sind von mir mehrmals über die Zitatfehler informiert worden. Sie haben diese schriftlich zugegeben. Wenn sie also nach wie vor das Gegenteil verbreiten, tragen sie wissentlich zur Unwahrheit bei. Fakten als "Schaumschlägerei" zu bezeichnen, so wie es die Grandts öffentlich tun und objektive Verifikationen als persönliche Angriffe zu werten ("mundtot gemacht" fühlen sie sich, wenn man sie auf Fakten hinweist), stellen die ganzen Aktivitäten der beiden von selbst ins entsprechende Licht. Da müssten sich die Grandts eigentlich ein paar detaillierte Überlegungen zu ihrer Person gefallen lassen, die sie auf diese Weise immer ins Zentrum rücken und zum eigentlichen Thema werden lassen.

    W.W.: Wie beurteilen Sie die Qualität des "Schwarzbuch Anthroposophie"?

    P.R.K.: Gute Frage. Zur Arbeitsweise der Grandts erst allgemein ein paar Bemerkungen. In einer Zeitepoche, in der Aufklärung in Sachen Neu-Religionen in Europa, insbesondere im Hinblick auf die Veränderungen im deutschsprachigen Raum (Stichworte: Neue Bundesländer), die Öffnung des Ostens und der Entwicklung des Cyberspace besonders wichtig wäre, tragen die m.E. unsorgfältig recherchierten und äusserst ungeschickten Aktivitäten der Herren Grandt mehr zur Mystifizierung von im Untergrund wirkenden Organisationen bei, als zur Erhellung.
    Dass die mein Sachgebiet O.T.O. betreffenden Seiten in der 1. Auflage vom "Schwarzbuch Satanismus" z.B. schon ca. 40 faktische Fehler aufwiesen, spricht deutlich für die Art und Weise, wie die Autoren arbeiten und wie ihre Bücher ausfallen. Von so vielen ad hoc entdeckten faktischen Fehlern in einem einzigen Buch zu einem Thema unter vielen lässt sich nämlich "unvollständig induzieren", dass der Rest auch nicht viel besser sein kann. Das hat sich dann im "Schwarzbuch Anthroposophie" bestätigt.

    W.W.: Wissen Sie von Parallelfällen?

    P.R.K.: Ich habe mich ein bisschen umgehört und mir liegen die verschiedensten Berichte vor. Es seien zwei davon exemplarisch herausgegriffen.
    Der Sektenbeauftragte Berlins, Thomas Gandow (Herausgeber des "BERLINER DIALOG"), übernahm 1991 nach dem Tode von Friedrich- Wilhelm Haack (Sie erinnern sich, der erste Sektenbeauftragte, der auch "meinen" Verlag gründete) die sog. "Münchner Reihe" (mit kleinen Aufklärungsbroschüren). Ihm boten die Grandts 1992 (nachdem es schon vorher anderswo abgelehnt worden war) eine Koproduktion über Uriellas Fiat Lux an. Vieles, was die beiden selbst geschrieben hatten, musste jedoch aus Qualitätsgründen (wie er heute noch kopfschüttelnd erzählt) gestrichen werden. Was von den Grandts blieb, wurde kursiv gesetzt, damit es vom Text des Co- Autors Klaus-Martin Bender unterschieden werden konnte. Der Vertrag mit dem Verlag war jedoch gemacht und der Vorschuss kassiert. Nun waren sie "Autoren". Als Gandow als Herausgeber etabliert war, boten sie ihm ein neues Werk an: Natürlich über rituellen satanischen Kindesmissbrauch. Angeblich 1000e von Fällen, europäisches Netzwerk etc. Gandow telefonierte den beiden. "Beweise? Fakten? Unterlagen? Null!", berichtet er mir. Sie wollten 20.000,- Vorschuss, das bräuchten sie noch, um die letzten Beweise zu beschaffen, mit denen das internationale Netzwerk aufgedeckt werden könne ... Was sie erzählten, befand Gandow jedoch für "Qualm" und er lehnte ab. Beim daraufhin erschienenen "Schwarzbuch Satanismus" entdeckte Gandow s.E. nichts Eigenes, nichts Recherchiertes, nichts Originales: "Alles irgendwie Behauptungen und/oder von anderen Quellen übernommen", wie er sich erinnert.
    Auch der von den Grandts angeführte Grossmeister des Ordo Saturni, Dieter Heikaus, hat sich gewehrt. Er stellte auf einer einzigen Textseite des "Schwarzbuch Satanismus" insgesamt acht sachliche Fehler bzgl. seiner Person und seines Ordens fest. Heikaus teilte daraufhin am 14.9.95 den Grandts mit, dass seine Fehlerliste deutlich zeige, "wie oberflächlich und schlampig" die beiden recherchiert hätten und stellte die berechtigte Frage nach dem christlichen Ethos, Gerüchte zu verbreiten, die sich nachweisbar als gegenstandslos erwiesen hätten. Heikaus listete auf weiteren Textseiten Sachfehler auf und entdeckte, dass sich die Grandts als ungenannte Quelle u.a. auch eines Kriminalromans bedient hatten. "Es wäre ja auch zu peinlich, angeben zu müssen, dass Grundlagen ihrer Recherchen ein Roman ist!", kommentierte er und fasste zusammen, dass es sich beim "Schwarzbuch Satanismus" s.E. "um ein Machwerk übelster Art handelt, denn oftmals werden Fiktionen als Fakten ausgegeben." "Ob durch die namentliche Erwähnung die Existenz dieser Personen vernichtet oder beeinträchtigt werden könnte, scheint die Herren Grandt nicht weiter zu beunruhigen."
    Zum weltanschaulichen Inhalt des "Journalismus" der Herren Grandt möchte ich noch Folgendes anbringen. Ich will keineswegs abstreiten, dass es äusserst betrübliche Einzelfälle gibt, die man als "Satanismus" in dem Sinne, wie ihn die Herren Grandt beschreiben, bezeichnen könnte. Einen solchen aber im organisierten Okkultismus wie dem O.T.O. oder sogar im Zusammenhang mit der Anthroposophie finden zu wollen, zeugt von der Unsensibilität, der psychologischen Unerfahrenheit und m.E. von den persönlichen Ängsten der Autoren. Im Rausche ihres "Heiligen Krieges" sind die Autoren m.E. weit übers Ziel hinausgeschossen. Irgendwie bedeutsam scheint mir der Untertitel des "Schwarzbuch Satanismus": "Innenansichten eines religiösen Wahnsystems". Selbstverständlich ist es jedem Menschen frei, seine Einschätzung von "Satanismus" zu äussern. Wenn es sich aber um faktische Tatsachen handelt, sind dem Erfindungsreichtum und dem blinden und unkritischen Nachplappern von dubiosen Quellen Grenzen gesetzt.

    W.W.: In den letzten Jahren bezeichneten die Brüder Grandt Sie durchweg als O.T.O.-Experten. Bei einem Treffen in der Buchhandlung Niedlich am 20.11.1997 wurden Sie aber von den Brüdern Grandt ziemlich heftig kritisiert, weil Sie, genau wie wir mit unserem Artikel im Flensburger Heft 33, einem Irrtum in bezug auf Steiners angebliche O.T.O.-Mitgliedschaft aufgesessen seien, und weil Sie keine juristischen Schritte gegen die Brüder Grandt eingeleitet hätten. Obendrein gelten Sie bei den Brüdern Grandt scheinbar nicht mehr als O.T.O.-Experte: "P. König ist eben nicht dieser Superexperte. Wir haben uns da getäuscht." Gilt bei den Brüdern Grandt nur der als Experte, der ihre Meinung vertritt?

    P.R.K.: Ich habe einen einzigen faktischen Ausrutscher in einem Privatbrief an die Grandts gemacht, den die beiden nun ohne Einhaltung der journalistischen Sorgfaltspflicht seiten- ja beinahe buchlang auswälzen und benützen, um meine Person, die Anthroposophen und die Waldorfschulen zu diskreditieren, anstatt sich mit den Fakten auseinanderzusetzen. Mutigerweise natürlich immer dann, wenn ich persönlich nicht anwesend bin und ohne mir Gelegenheit zu geben, mich zu ihrem Unfug zu äussern. Mein von ihnen vorenthaltenes Gegendarstellungsrecht hole ich nun hiermit nach. Ich frage mich, wie die Grandts eigentlich mit sich selber umspringen müssten, nachdem man ihnen wahrscheinlich hunderte von faktischen Fehlern nachweisen kann. Sie gebärden sich ja extrem kritikimmun und scheinen kaum annehmbare Ansprechpartner zu sein. Sie sind m.E. dermassen von sich selbst überzeugt, dass sie Kritiker nicht ernst nehmen, sie wenn möglich auf privater Ebene angreifen und als Teil eines "Spiels" deklassieren (so ihre Wortwahl anlässlich der Pressekonferenz an der Frankfurter Buchmesse am 10.10.98).
    Ihren frappanten Meinungswechsel haben die Grandts nie begründet. Auf ihre verdrehte Weise tun sie jedoch nur brav, was ich von ihnen forderte: immer klar und deutlich zu erkennen zu geben, dass ich mich von ihren Aktivitäten energisch distanziere. In der Öffentlichkeit versuchen sie, diese Peinlichkeit halt auf den Kopf gestellt darzustellen. Ihr ganzer sog. Meinungsumschwung lässt sich dokumentarisch mit einem Datum festhalten. Am 7. März 1997 betonten die beiden noch, dass ich für sie "der" O.T.O.-Experte sei. "Das wird auch in Zukunft so bleiben", hielten sie vollmundig und ausdrücklich in ihrem Schreiben an mich fest. Meine Antwort darauf war, dass ich mich heftig von den Werken der beiden distanzierte und verlangte, dass sie diese Tatsache auch erkennbar machten. Und wie per Lichtschalter werden so "gute" Experten ein- und "böse" ausgeknipst.
    An der Frankfurter Buchmesse am 10.10.98 mutmassten die Grandts öffentlich, ich hätte einem "anthroposophischen Druck" nachgegeben. Was soll man sich denn darunter vorstellen; den astralen Rudolf Steiner, der mir im Traum mit Band 1000 seiner Gesamtausgabe auf den Leibe rückt? Der einzige "Druck", den ich im Zusammenhang mit dieser Grandt'schen Verdrehungs-Sache erlebt habe, kam von den Grandts selbst, die mit pseudo-juristischen Formulierungen und m.E. frechen Ultimaten absurde Stellungnahmen von mir erzwingen wollten. Auf jeden Fall werfen ihre Projektionen ein sehr aufschlussreiches Licht auf die beiden selbst zurück. Ihren eigenen Aussagen zufolge glauben sie sich ja einer konzertierten Ablehnung durch die Medien als Folge einer Art "Anthroposophen-Weltverschwörung" ausgesetzt, die hunderte von Journalisten einschliesse, die sich nun alle gemeinsam lustig über die Grandts machen. Die einzige Verschwörung, die ich kenne, ist aber diejenige, gegen die "selbst Götter vergeblich" kämpfen.
    Es ist ausserdem völlig irrelevant zu glauben, dass weil die Grandts nicht von mir vor Gericht gezerrt worden sind, nun mein Status als sog. "O.T.O.-Experte" geschmälert sei. So etwas ist m.E. ein Beispiel queren Denkens. Wenn Juristen die Rolle der Historiker übernehmen sollten, würden etliche Wadenbeisser im Nullkommanichts von der Bildfläche verschwinden. Die Grandts haben schlichtwegs mein Konzept nicht begriffen, und wenn ich es ihnen erklären würde, wären sie wahrscheinlich wieder ver"wirr"t?
    Fein, dass Sie den Auftritt der beiden in der Buchhandlung Niedlich erwähnen. Davon muss ich doch unbedingt Folgendes zitieren:

    Barkhoff: Herr Grandt, ich habe Sie gefragt, ob Sie das, was Sie das Hauptwerk Rudolf Steiners genannt haben, ob sie das gelesen haben. Sie haben mir mehrfach bestätigt, dass Sie es nicht gelesen haben, sondern "darin" gelesen haben. Das fand ich ...
    Michael Grandt: Ich habe Ihnen auch gesagt warum.
    Barkhoff: Ja genau, Sie schreiben ein Buch über Steiner und schreiben ...
    Grandt: Haben Sie alles gelesen aus dem Nationalsozialismus um gegen ihn zu sein?
    Barkhoff: Nein, ..., wenn man ein Buch schreibt über Steiner und das Hauptwerk nicht liest.
    Michael Grandt: Er hat's doch gelesen [zeigt dabei auf seinen Bruder Guido], bloss er war da krank an diesem Tag.


    W.W.: Im Werk "Waldorf-Connection" führen die Grandts zur Untermauerung ihrer Thesen eine Unmenge von Sekundärliteratur auf. Lohnt es sich überhaupt, im Detail darauf einzugehen?

    P.R.K.: Die Grandt'sche Vorgehensweise des ermüdenden Aufzählens von Abschreibern, die die Zettelkästen von Abschreibern abgeschrieben haben und des gleichzeitigen Ausblendens der seit Frühjahr 1997 mit meinem "Grossen Theodor Reuss Reader" zugänglichen faktischen Lage in Bezug auf Steiners Nicht-O.T.O.-Mitgliedschaft, lässt aus Platzgründen in diesem Interview keinen Schlagabtausch à la Grandt zu, den die beiden mit ihrer neusten Selbsteinschätzung als zur "scientific communitiy" [sic] gehörend wohl gerne hätten. Das Absurdeste, das ad hoc einer Richtigstellung bedarf: Steiners "Mystica aeterna" war niemals ein O.T.O.-Zweig, sondern eine Bezeichnung für Steiners Misraim-Dienst.
    Auf den Seiten 113 und 147 behaupten die Grandts, Steiner müsse schon 1904 von der Sexualmagie des O.T.O. gewusst haben, nachdem sie aufgrund der Lektüre meines Steiner-Artikels erfahren haben, dass er ein Kellnersches und Reuss'sches Manifest "Unseres Ordens" von 1903 zitierte. Wenn die beiden sich nun dieses Manifest angeguckt hätten, wären sie darauf gestossen, dass man sich darin von "Geisterbeschwörungen" und "spiritistischen Praktiken" distanzierte — eine Haltung, die Steiner sicherlich zusagte. Von den Begriffen "Sexualmagie" oder "O.T.O." nicht die geringste Spur. 1903 hat Kellner ja noch gelebt. Die Praktik in seinem Privatzirkel war nicht Magie, sondern Hatha-Yoga.
    Erst in der Juni-Ausgabe der Oriflamme 1906 wurde Reuss deutlicher und sprach als Werbung für sein Büchlein "Lingam-Yoni oder Die Mysterien des Geschlechtskultus" erstmals vom göttlichen Zeugungsakt. Im August 1906 distanzierte sich dann Steiner im berühmtem Brief an Sellin von Reuss. Der Begriff "Sexual-Magie" tauchte überhaupt erstmalig in der Dezember-Ausgabe der Oriflamme 1906 und dann erst wieder 1912 auf, als der O.T.O. Reuss' neustes Aushängeschild wurde.
    Ich führe dieses Beispiel an, um zu zeigen, wie selektiv die Grandts ihre Quellen zitieren, ohne diese überhaupt zu kennen oder einem Kontext zuordnen zu können.

    W.W.: Im "Waldorf-Connection" versuchen die Grandts erneut, Ihren Status als sog. O.T.O.-Experten zu demontieren und verweisen auf Ihre sicherlich humorvoll gemeinte Selbstdarstellung als "intuitiv-künstlerischen" Forscher.

    P.R.K.: Bemerkenswerterweise "beweisen" die Grandts in einem Kapitel, dass ich kein Experte sein kann, um mich aber dann völlig aufgeregt in anderen Kapiteln im Text und in unzähligen Fussnoten wiederum als Experten für ihre Thesen aufzuführen.

    W.W.: Sind Sie eigentlich selbst Anthroposophe, dass die Grandts Sie so ins Visier nehmen?

    P.R.K.: Ich kann persönlich mit Steiners Lehren überhaupt nichts anfangen. Jeder, der meint, ich stehe auf der "Seite der Anthroposophen", irrt gewaltig und sollte sich gründlich mit meinen Texten auseinandersetzen. Nicht ohne Grund zitieren die Grandts ja ausgiebig meinen Steiner-Artikel, natürlich immer nur diejenigen Stellen, die sie nicht ver"wirr"en.

    W.W.: Glauben Sie, dass die Grandts bewusst Ihre vielen Bücher ignorieren, nachdem Sie allein die ersten zwei zu ihren Gunsten zitiert haben?

    P.R.K.: Ich frage mich tatsächlich, ob die Grandts meine 10 anderen Bücher, die unzähligen Interviews, Artikel, Internetdiskussionen und Vorträge kennen, wo ich die hermeneutischen Grundlagen, die neuen Dokumente, die aktuelle Quellenlage, Korrekturen, die Zeitumstände transparent und Primärquellen zugänglich mache.

    W.W.: Die Grandts scheinen Ihnen vorzuwerfen, sich selber zu wenig ernst zu nehmen.

    P.R.K.: Mein Hauptwerk "Das O.T.O.-Phänomen" vom Frühjar 1994 muss im Kontext meiner anderen Bücher gesehen werden, die die eigentlichen Fussnoten bilden. Zur Hermeneutik habe ich verschiedene Blickwinkel gewählt (was ich humorvoll auch "Pose" nenne: ein Wort, das den Grandts sehr sauer aufstösst). Die sexualmagisch-literarische Ebene versuchte ich in meinem "Leben für die Rose" zu entschlüsseln; die ethnologische Ebene auf schon ausufernde Weise in meinem "O.T.O.-Phänomen"; der gnostischen Geschmeidigkeit näherte ich mich u.a. mit dem Vortrag über die "Sperma-Gnostiker und der O.T.O." (im Band "Ecclesia Gnostica Catholica") und indem ich mich in Interviews als Querelle (Jean Genet) und Dorian Gray einbringe, eröffne ich u.a. die ethno- psychologische Sichtweise in einem aufgebrochenen Kunstverständnis.
    Im Interview für die Zeitschrift "Sigill" wurde ich letztes Jahr gefragt, welche "Rolle" ich am liebsten einnähme. Meine Antwort war: Die der zweiten Anna in Brechts "Die sieben Todsünden".

    W.W.: Glauben Sie, dass sich die Arbeitsweise der Grandts mit dem "Waldorf-Connection" gebessert hat, nachdem die beiden ja so ins Kreuzfeuer der Kritik geraten sind?

    P.R.K.: Bei der Lektüre der "Waldorf-Connection" springt die kulturelle Bildung der beiden ins Auge, das kultivierte Niveau ihres disziplinierten materialistischen Denkens und ihre Art der Wahrung der Menschenwürde. Ich bin überzeugt, die Grandts meinen, sie arbeiten "wissenschaftlich". Erneut fällt auf, dass der Fülle von Einfällen und der Reichhaltigkeit ihrer "Bewältigung" Grenzen gesetzt sind. So scheinen die beiden m.E. nie über ihre persönliche Problematik (welche das auch immer sein mag) hinauszuwachsen. Die logisch erfassbare Umwelt verliert immer mehr an Bedeutung, da sie in unzählige Details zu zerfasern scheint und dadurch die Beziehung zur Wirklichkeit gestört und ihre Abbildung deshalb sinnlos wirkt. An ihre Stelle tritt m.E. ein ungeordnetes Bedürfnis nach Ausdruck der inneren Realität, des persönlichen Erlebens und Erleidens. Die Zurückdrängung überprüfbarer Fakten durch spekulatives Aufzählen irrelevanter Nicht-Fakten (z.B. von abschreibenden Abschreibern) erlaubt keine Wahrheitskontrolle mehr und mündet in ein endlos fragmentiertes Labyrinth grenzenloser Beliebigkeit. Es ist die selektive Aufmerksamkeit der Grandts, die über den Wert von Informationen zu entscheiden scheint — so entfällt m.E. für sie die Wichtigkeit herausfinden zu müssen, ob eine Information richtig oder falsch ist. Bedeutend scheint für die beiden nur noch, ob ihre Werke wahrgenommen werden. Die Grandts nennen das, wie schon mal zitiert, ihren "Diskussionsansatz im Satanis..., äh Anthroposophie". Von meinem Fachgebiet und meiner Person her gesehen ist das Buch ein Wirrwarr aus dem Krämerladen der Obsessionen und pseudo-Authentizitäten, gepaart mit einem kleinem Mass Bosheit. Sehen sich die beiden als kreative Menschen? Ich kann das Werk jedem Sammler von Art brut wärmstens empfehlen.

    W.W.: Haben Sie Erklärungen dafür, warum die Brüder Grandt die anthroposophische Szene und Rudolf Steiner so nachhaltig verfolgen und es sogar in Kauf nehmen, Falschaussagen über diese in die Öffentlichkeit zu stellen?

    P.R.K.: Oberflächlich gesehen, scheint die Ausgangslage die emotionale Authentizität der beiden zu sein, sich als biedere und brave Bürger rechtschaffen aufregen zu dürfen. Was m.E. aber unangenehm auffällt, ist das offensichtliche Ausblenden gewisser Fakten, das Durcheinanderbringen von Informationen, die Routine des Beschuldigens und die hartnäckigen Ausreden, die auf mich wirken, als hätte man kleine Buben beim Naschen von Marmelade erwischt. Erstaunlich ist für mich ausserdem, mit welcher Mischung aus Begeisterung und Naivität sich die Grandts in ihrer Subjektivität entlarven. Der im Zuge des Privatfernsehens wieder aufgekommene "Betroffenheitskult" scheint nämlich die beiden ergriffen zu haben. Sie geben zu, dass ihr Interesse am "Satanismus" aus Betroffenheit über einen "Fall im Bekanntenkreis" geweckt worden sei. Ich nehme an, dass es sich hier um eine aufgesetzte Stereotype handelt, denn so wie es immer mehr selbsternannte Propheten gibt, wächst auch die Zahl der selbsternannten Warner vor eben diesen Propheten. Der Eifer der Herren Grandt lässt den Schluss zu, dass sie sich zu den Warnern, d.h. "Sektenjägern" zählen möchten, die auf alles schiessen, was sich im Wald bewegt, um Anerkennung und Sinn in der Gesellschaft zu finden.
    Das eiserne Gesetz unserer narzisstischen Zeit lautet: wenn "Mitteilungsdruck" zu gross wird, hilft nur noch die Flucht an die Öffentlichkeit. Im Medienzirkus des Privatfernsehens und im Namen reklamierter Zensurfreiheit des Journalismus ergreifen die Grandts nun jede Gelegenheit, ihre Köpfe vor Kameras und Mikrophone zu strecken. Mich erinnern sie dabei an Wachs überzogene Holzzwillinge aus einer DDR-Version der Augsburger Puppenkiste. Das gibt ihnen m.E. den Touch des Exotischen, der heutzutage schon per se reif für eine Boulevard-Talkrunde scheint. Entscheidend sind dort sowieso nur die Quoten.
    Anstatt seriös und kompetent über Fakten zu berichten, haben sich die Grandts m.E. in ihrer eigenen Moralfalle verfangen und dazu beigetragen, dass potentiell ernsthafte Themen ein Teil der TV- Nachmittagsunterhaltung bei Hans Meiser geworden sind. Betroffenheit gehört nämlich zum effektvollen Repertoire des Boulevard-Journalismus, der sich ja besonders für Ereignisse interessiert, die starke Gefühle auslösen, ohne dass der Konsument Konsequenzen ziehen muss. Der Boulevardismus nährt an seinem Busen letztendlich Ignoranz. In ihrer Eindringlichkeit wirken die beiden m.E. beinahe wie die "Meinungssoldaten", die Martin Walser in seiner Frankfurter Friedenspreisrede ansprach, als er (im Zusammenhang mit Deutschlands Vergangenheitsbewältigung) von "vorgehaltener Moralpistole" und "Meinungsdienst" redete. Ich möchte hier vor allem den "uniformen" und "maskenhaft-hölzernen" Aspekt der Grandt'schen Auftritte betonen.
    Ich neige deshalb zur Ansicht, dass die Identifikation hier Abwehrcharakter hat, dass sich die Grandts zwar als "Warner" auch mit irgendwelchen "Opfern" identifizieren, sie letztendlich aber die "Sache" kalt lässt. Sie betonen ja dann auch einmal den "Zufall", der sie ihr Ziel, die Anthroposophie, auswählen liess (so in der Buchhandlung Niedlich am 20.11.97). Ich kann nur vermuten, dass sich einer der beiden (oder beide) unbewusst gegen eine eigene Vereinnahmung durch sog. "Sekten" oder eine überstarke Persönlichkeit wehren.
    Dass sich die beiden an die Person Rudolf Steiners halten, hat wohl mit der Komplexheit der Steinerschen Lehren zu tun. Wo diese nicht mehr überschaubar scheint, werden die Masstäbe des Privaten angesetzt, also Ersatzkriterien. Im Kern geht es dann m.E. nicht mehr um Fakten, sondern nur noch um Achtung und Verachtung, um Sympathie und Antipathie und wird Teil der aktuellen Entpolitisierung und Privatisierung. Dies giessen sie m.E. in einen generalisierenden und ressentimentgeladenen Verdacht gegen "die geheimen Mächtigen". Sie verlangen nach Offenheit und verschanzen sich selber hinter einer nebulösen Wand aus Versatzstücken der Grossen Soap Opera aus "wir meinen" und "wir behaupten" ohne Bezug zur Realität oder deren differenziertem Erfassen. Während sie in der Anthroposophie ein kohärentes "Imperium" wittern, bedienen sie sich selber seit 1995 in unzähligen öffentlichen Auftritten, TV-Sendungen und Büchern immer wieder beinah identischer aneinandergereihter Stereotypen à la "geheimem Informantennetz", anynomen Einflüsterern, im Hintergrund bleibenden Ja-Sagern (die einzig nach Vorträgen der Grandts ihre angebliche Zustimmung eingestehen), nicht näher genannten Morddrohungen und diffusen Hinweisen auf "polizeiliche Ermittlungen". Das scheinen mir alles Requisiten aus einer amerikanisierten Provinzbühnenstückversion von "Wir gegen den Rest der Welt" zu sein.
    Wo sich m.E. auch monetäre Interessen, Selbstdarstellung und Moral so unübersichtlich verknäueln, scheinen einfache Schuldzuweisungen zu helfen und der Ruf nach einem ordnenden Machtwort, zum Beispiel durch den Staat, der religiöse Minderheiten kontrollieren soll. Hier haben die Grandts jedoch nicht mit der "Gegenwehr" ihrer eigenen Opfer gerechnet. Sie wirken m.E. überfordert von den Reaktionen der Medien und Anthroposophen. Je energischer sie sich mit der Öffentlichkeit herumbalgen, umso unsicherer scheinen sie in ihrem Urteil; Analyse und Paralyse reimen sich auf entblössende Weise, da sie immer mehr ins regressive Schema von "wo uns gegengeredet wird, da müssen wir recht haben" verfallen. Seit sie in ihren Auftritten sehr persönliche Angriffe gegen namentlich erwähnte Personen und Organisationen reiten, müssen sie sich selbst ähnlichen Mechanismen ausgesetzt sehen. Letztendlich sind sie in meinen Augen ja auch nur das geworden, vor dem sie selbst angeblich warnen wollten: "Phantasten und Verführer" der Öffentlichkeit.
    Selbstverständlich ist es zu begrüssen, dass seit 1970 alle sieben Jahre wieder einmal auch auf seriöser Ebene zu Themen wie "Rassenlehre in der Anthroposophie?" Stellung genommen wird, aber dazu hat es die Grandts sicherlich nicht gebraucht. Nur im richtigen Kontext gebracht, sind solche Diskussionen fruchtbar und gesellschaftsrelevant.

    © Peter-R. Koenig, 1998.



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