Ordo Templi Orientis - Theodor Reuss - Oriflamme 1914

Ordo Templi Orientis
Illuminaten Orden
Leopold Engel
Carl Kellner
John Yarker
Theodor Reuss
Franz Hartmann
A.P. Eberhardt

ORIFLAMME, AMTLICHES ORGAN DES ORDENS DER ORIENTALISCHEN TEMPLER - O.T.O. -
12. Jahrg.    Berlin und London 1914    Juli
Des Suveraenen [sic] Sanktuarium der alten Freimaurer vom Schottischen, Memphis- und Misraim-Ritus fuer das Deutsche Reich und die deutsch-sprechenden Laender.

Ordo Templi Orientis Theodor Reuss Oriflamme Amtliches Organ des Ordens der Orientalischen Templer O.T.O. Memphis-Misraim 1914
[From: 'Der Kleine Theodor Reuss Reader']



An die freimaurerische Presse Deutschlands! Richtigstellung der falschen Angaben A.P. Eberhardts in seinem Buche

Winkel-Logen ueber die Logengruendungen von Theodor Reuss.

Ende Mai dieses Jahres erschien in dem hochangesehenen freimaurerischen Verlage von Bruno Zechel in Leipzig ein Buch, das auf dem Umschlag den Titel fuehrt "Winkel-Logen." Auf dem inneren Titelblatt steht aber die ausfuehrliche Legende

Von den Winkellogen Deutschlands - Freimaurerlogen neueren Datums - im letzten Vierteljahrhundert. - Von A.P. Eberhardt.

Da Paul Eberhardt, 17 Petzschauerstrasse in Leipzig, bis zum Fruehjahre 1904 selbst Grossmeister einer ganzen Anzahl von Winkellogen par excellence war, ehe er von mir persoenlich zu einem richtigen Freimaurer gemacht wurde, und nachdem er vorher, in dem mit Freimaurerlogen gewiss gut versorgten Leipzig und Koenigreich Sachsen fuenf Jahre hindurch keinen Anschluss an eine "anerkannte" Freimauererloge (mit Ausnahme der Hamburger) hatte finden koennen, von mir endlich, auf seinen eigenen Antrag hin, fuer sich und seine Anhaenger einen richtigen freimaurerischen Freibrief zur Konstituierung seiner symbolischen Grossloge erhielt, so hatte ich ein ganz natuerliches Interesse daran, den Inhalt dieses Eberhardtschen Buches kennen zu lernen. Zu meinem allergroessten Bedauern, im Hinblick auf meine Hochachtung fuer den Bruno Zechelschen Verlag, muss ich aber nach Kenntnisnahme des Inhaltes des Eberhardtschen Buches feststellen:

Wenn die Angaben des A.P. Eberhardt ueber alle anderen, in seinem Buche behandelten Logengruendungen ebenso falsch oder entstellt sind, wie diejenigen es sind, die er ueber die von mir gegruendeten Logen und Freimaurerei-aehnlichen Organisationen macht, dann muss ernstlich beklagt werden, dass ein so hochangesehener Verlag, wie es der Verlag von Bruno Zechel ist, solch ein confuses und stellenweise sogar unehrliches Machwerk mit seinem altehrwuerdigen Namen deckt. Mich geht in dem Eberhardtschen Buche ja eigentlich bloss das an, was er ueber mich und meine Logengruendungen schreibt. Aber jeder Freimaurer, der von der Freimaurerei etwas versteht, muss es mit gewaltiger Heiterkeit, die alten Mitglieder der Settegast-Logen aber vielleicht mit noch mehr Bitterkeit erfuellen, zu sehen, wie A. Paul Eberhardt, der gewesene Winkellogen-Grossmeister par excellence, die freimaurerisch historische Tat Settegasts, des ehemaligen Grossmeisters der Grossloge "Royal York," die Gruendung der Grossen Freimaurer-Loge von Preussen, genannt "Kaiser Friedrich zur Bundestreue" in Berlin in eine Linie stellt mit den Gruendungen eines Hemfler, Perls, Petersen, Eberhardt usw., die doch alle keine Freimaurer waren, als sie sich mit anderen Personen, die ebensowenig wie sie selbst Freimaurer waren, zusammentaten, um "Freimaurerlogen" zu gruenden! Herr A. Paul Eberhardt hat augenscheinlich noch immer nicht begriffen, was ich ihm schon seit dem ersten Tage unserer Begegnung mit ihm gepredigt hatte, dass ein "Nicht-Freimaurer" nicht imstande ist, einen anderen "Nicht-Freimaurer" zu einem "Freimaurer" zu machen. Ein "Nichtschuster" kann doch auch nicht einen anderen "Nicht Schuster" zum "Schuster-Meister" schlagen. Mit Ruecksicht auf diesen Umstand, dass A. Paul Eberhardt in seinem Buche in haarstraeubender Unkenntnis aller freimaurerischen Grundsaetze die, den Berliner Grosslogen zwar unbequem gewesene, aber vom rein freimaurerischen Standpunkte aus betrachtet, freimaurerisch ganz gesetzmaessige Settegast-Grossloge in einen Topf wirft mit den, unter Annahme einer freimaurerischen Firma gegruendeten Gebilden von Nicht-Freimaurern, wie die "Allgemeine Buergerloge", "Bismarckloge" usw., und, dass er mit pontifikaler Sicherheit solch hellen Bloedsinn schreibt, wie z.B.:

"Das Buch will von den Winkellogen Deutschlands, von den Logen, die in der gesamten Freimaurerwelt niemals anerkannt worden sind, erzaehlen;" Und an anderer Stelle:
"Der Grosslogenbund zaehlt 538 Logen mit 60 992 Mitgliedern und ist die hoechste maurerische Behoerde Deutschlands. Alle anderen, nicht anerkannten Logen bezeichnet man in der Freimaurerwelt als Winkellogen;" Und dass er als:
"Freimaurerlogen neueren Datums" die Logen eines Freimaurer-Ritus auffuehrt, der schon seit hundert Jahren in den meisten Laendern der Welt (nur bis 1902 nicht gerade in Deutschland) besteht, wollte ich von dem konfusen Geschreibsel des A.P. Eberhardt zuerst gar keine Notiz nehmen. Da aber die "Latomia" vom 20. Juni 1914 auf Seite 207 eine lange Besprechung des Eberhardtschen Buches bringt, in der nicht nur dieses Machwerk als: "ein dankenswertes Unternehmen" und "als eine wuenschenswerte Bereicherung auf dem freimaurerischen Buechermarkt begruesst wird," sondern auch noch folgenden bedenklichen Satz enthaelt:
"- wahrhaft Suchende wurden geradezu getaeuscht und mussten sich bald entruestet abwenden. Diese Irrefuehrung des Publikums hat den Reihen der Freimaurer grossen Schaden zugefuegt, denn die "Auch- Maurer" haben nicht selten, unter Berufung auf ihre Mitgliedschaft zum Freimaurerbunde, ihren Mitmenschen zu imponieren gesucht -" - sehe ich mich gezwungen, zu den Angaben des Eberhardtschen Buches, soweit es mich und meine Taetigkeit als Logengruender betrifft, Stellung zu nehmen.

Und dem Buecherschauer der "Latomia" moechte ich hier zur Kenntnis bringen, dass, soweit vielleicht meine Person (als richtiges Mitglied des Freimaurerbundes) in Frage kommen sollte, in dieser "Auch-Maurer"-Anzapfung, ich niemals irgendeinen Suchenden des Publikums irregefuehrt habe. -

Zurueckkehrend zu den mich betreffenden Angaben Eberhardts, erklaere ich: Man braucht eigentlich ja nur die Zeitschrift die "Oriflamme" von der ersten Nummer ihres Erscheinens im Jahre 1901 bis zur Jubilaeumsausgabe des Jahres 1912 zu lesen, oder gelesen zu haben, um sofort zu erkennen, wie falsch A.P. Eberhardt gewisse Dinge darstellt. Da nun A. Paul Eberhardt die "Oriflamme," wie er selbst zugibt, gelesen hat, so muss ich leider konstatieren, dass A. Paul Eberhardt gewisse Dinge wissentlich und anscheinend absichtlich falsch darstellt.

Die Seiten 89-101 und 106-107 des Eberhardtschen Buches handeln von mir und meinen Logengruendungen.
Ohne auf alle nebensaechlichen, rein persoenlichen Anzapfungen und Seitenhiebe des Paulchen Eberhardt einzugehen, konstatiere ich zur Sache:

Ich beginne Seite 89 - Der Illuminaten-Orden wurde von mir im Jahre 1880 (nicht 1890) in Muenchen re-aktiviert. Leopold Engel wurde mit mir erst im Jahre 1895 bekannt und trat, laut vorhandenem Revers, am 9. November 1896 in den Illuminaten-Orden ein.
Im Jahre 1897 gruendete Engel seinen eigenen Illuminaten-Orden in Dresden, der aber 1899 mit meinem Illumaten-Orden wieder vereinigt wurde, und erst 1902 trennte sich Engel zum zweiten und letztenmale von mir.
Leopold Engel war erst durch mich zum Freimaurer aufgenommen worden.

Seite 90 - Die grosse Freimaurerloge von Deutschland des Illuminaten-Ordens ist nicht auf Grund eines Patentes, welches vom Prinzen von Rosenkreuz, Louis Gabriel Lebanche aus Bazeille bei Sedan am 19. November 1786 auf Weishaupt uebertragen worden sei, gegruendet worden, sondern auf Grund eines vom 1. Dimeh 1900 datierten Patentes, das Leopold Engel und dessen Vater Carl Engel in Dresden am 6. Mai ausgestellt haben. Um dieser Geschichtsfaelschung definitiv den Garaus zu machen, bringe ich hier den Wortlaut dieses Patentes, das in der Druckerei von Seydel und Co., Alexandrinen-Strasse, Berlin, im Jahre 1901 hergestellt worden war:

Erste Stiftungs-Urkunde.

(Wortgetreue Kopie des Patentes.) Im Namen des Geheimen Areopag des Illuminaten-Ordens. Der Geheime Areopag des Illuminaen-Ordens, welcher gemaess den Bestimmungen des "B.G.B.d D.R." durch das Custosamt in Dresden rechtsgiltig [sic] vertreten wird, hat beschlossen, ab Januar 1900 von seinem durch den Begruender des Illuminaten-Ordens Adam Weishaupt rechtmaessig erworbenen Ordensrecht Freimaurer-Logen zu begruenden, wieder Gebrauch zu machen. Der Geheime Areopag des Illuminaten-Ordens uebergibt hiemit zu diesem Zwecke seinem Ordens-Mitgliede, dem Bruder Theodor Reuss, z.Zt wohnhaft in Berlin, der in einer Gerechten und Vollkommenen St.Johannisloge zum Freimaurer-Meister aufgenommen und in einem Souveraenen Kapitel zum Auserwaehlten St.Andreas-Ritter erhoben worden ist, das alleinige Recht Freimaurer-Logen nach dem Schottischen Ritus der Alten und Angenommenen Maurer, gemaess den Logengesetzen des Illuminaten-Ordens zu begruenden und einzuweihen. Alle auf die Freimaurerlogen bezueglichen Ordenspapiere sind von ihm in Gemeinschaft mit dem jeweiligen Custos des Illuminaten-Ordens in der unten beigefuegten Art zu beglaubigen.
Das Custos-Amt in Dresden ist beauftragt, hierueber gegenwaertige Urkunde auszufertigen, ordensgemaess zu unterzeichnen, und die die Dokumente der Freimaurerlogen zu beglaubigenden Siegel und Unterschriften hier beizufuegen.

Dresden, den 1. Dimeh 1900. Beglaubigung fuer Freimaurerlogen:
(Siegel) (gez.) Theodor Reuss (Grossmeister d. St.Johannis-u. St.Andreas-L.), (gez.) Leop. Engel, (Custos) (Siegel) (gez.) Leopold Engel (Custos d. Illuminaten-Ordens.), (gez.) Rudolph Petzold (Stellvertretender Custos.) (gez.) Carl Engel (Siegel) (Archivar u. Siegelbewahrer).


---

Die Darstellungen des A.P. Eberhardt hinsichtlich der Vorgaenge, die zur Gruendung des Grossen Freimaurerloge fuer Deutschland, und schliesslich zur Lossagung von Leopold Engel fuehrten, entsprechen auch nicht den Tatsachen. Ebensowenig seine Behauptung ... "Ausserhalb erhob man den Vorwurf, die Grosse Freimaurerloge fuer Deutschland sei in den Illuminaten-Orden eingeschmuggelt (Eberhardts Schreibweise) worden ..."

Der Vorgang war folgender:

Am 12. Maerz 1901 traten in meiner Wohnung in der Bellealliancestrasse in Berlin die Illuminaten Theodor Reuss, Leopold Engel, August Weinholtz, Max Rahn und Siegmund Miller zusammen, und beschlossen, die im Jahre 1890 in Muenchen gegruendete Freimaurerloge "Ludwig" wieder zu eroeffnen.
Den oben Genannten schlossen sich an die IG.-Mitglieder [!] Max Heilbronner und Georg Gierloff.
Nachstehend veroeffentliche ich hiermit den Wortlaut des Gruendungs-Protokolls der Loge "Ludwig" in Berlin:

Protokoll.

(Wahrheitsgetreue Abschrift.) Am zwoelften Maerz Neunzehnhundert-eins traten in Berlin die unterzeichneten Mitglieder des Ordens der Illuminaten zusammen, und beschlossen, die seither ruhende Loge "Ludwig" der alten und angenommenen Freimaurer, frueher im Orient Muenchen, nunmehr im Orient Berlin, wieder zu eroeffnen und die Arbeiten wieder aufzunehmen. Es wurde beschlossen, vom Custos des Illuminaten- Ordens die vorschriftsmaessige Konstitution zu erbitten. Die folgenden Beamten wurden einstimmig gewaehlt: Zum Meister vom Stuhl wurde der Bruder Theodor Reuss (aufgenommen am 9. November 1876 in der "Pilger-Loge" im Orient London) gewaehlt. Zum ersten Aufseher und zum stellvertretenden Meister vom Stuhl wurde Bruder August Weinholtz von der "Germania Loge No. 1" gewaehlt. Zum zweiten Aufseher wurde gewaehlt Bruder Max Rahn; zum ersten Schaffner wurde gewaehlt Bruder Leopold Engel, Or. Petersburg, zum zweiten Schaffner wurde gewaehlt Bruder Georg Gierloff; zum Schatzmeister und Zeremonienmeister wurde gewaehlt Bruder Max Heilbronner, Or. Paris. Saemtliche Brueder nehmen die auf sie gefallene Wahl an. Die naechste ritualmaessige Lehrlings-Loge wird am 25. Maerz 1901, abends 9 Uhr, im Logenlokal Neue Wilhelmstrasse 1 abgehalten.

V.G.U.
Berlin, den 12. Maerz 1901.

(Folgen die eigenhaendigen Unterschriften von) Theodor Reuss. - August Weinholtz. - Max Rahn. - Leopold Engel. - Max Heilbronner. - Georg Gierloff. - Sigmund Miller - Kaiser Friedrich Loge

Man wird bemerken, dass der Beschluss zur Gruendung am 12. Maerz 1901 gefasst wurde. Dass das von Leopold und Carl Engel ausgestellte Patent jedoch vom 1. Dimeh (1. Januar) 1900 datiert wurde. Die Gruende fuer diese Vor-Datierung lagen bei Engel selbst.

Ich habe den Leopold Engel nicht seiner Aemter entsetzt, das konnte ich allein gar nicht.

Nach langen, gemeinsamen Beratungen der saemtlichen Grossbeamten der Grossen Mutterloge "Ludwig" wurden Leopold Engel und Sigmund Miller aus der Mitgliederliste der Grossen Mutterloge "Ludwig" wegen "eines Aktes der Falschheit und des Treubruches" gestrichen.

Diese Tatsache wurde dem Leopold Engel in einem, von saemtlichen Grossbeamten der Grossen Mutterloge "Ludwig" unterzeichneten Schreiben vom 8. Juli 1902 mitgeteilt. Damit habe ich jetzt nur die ersten 8 Worte eines Satzes auf Seite 90 in Eberhardts Buch richtig gestellt. Der ganze Satz lautet wie folgt:

Da entsetzte Reuss seinen Freund Engel seiner Aemter und erklaerte die Grosse Freimaurerloge fuer Deutschland fuer unabhaengig; das geschah am 3. Juli 1901. Die zweiten 9 Worte dieses einen Satzes entsprechen auch nicht den Tatsachen.

Die "Grosse Freimaurerloge fuer Deutschland" wurde am 9. Februar 1902 aufgeloest. An ihre Stelle trat die Grosse Mutterloge "Ludwig." Und die letzten 6 Worte entsprechen somit auch nicht den Tatsachen, denn am 3. Juli 1901 habe ich weder Engel seiner Aemter entsetzt, noch die "Grosse Freimaurerloge fuer Deutschland" fuer unabhaengig erklaert. So enthaelt fast jeder Satz eine Unrichtigkeit. Gleich die naechstfolgenden 4 Zeilen sind wieder unwahr, sowohl der Tendenz nach, wie auch den Tatsachen gemaess.

Eberhardt sagt: "Doch das Zerwuerfnis zwischen Reuss und Engel wirkte laehmend und hemmend auf die Logenmitglieder. Darum erschien mit einem Male Reuss mit einem Patent von John Yarker in Manchester fuer den Swedenborg Ritus ..."

(Das waere nach Eberhardts vorangegangener Darstellung nach Entlassung Engels am 3. Juli 1901 gewesen.)

Die wahre Tatsache ist aber, dass ich im Dezember 1901 persoenlich in London war, und in Folge meiner Verhandlungen mit dem damaligen Grossbeamten der englischen (anerkannten) Grossloge Dr. Wynn Westcott, der neben seiner Stellung als Grossbeamter der United Grand Lodge of England auch Stellvertreter des Grossmeisters John Yarker der "Supreme Grand Lodge of Great Britain and Ireland des Swedenborg-Ritus der Freimaurerei" war, von Dr. Wynn Westcott einen am 6. Februar 1902 im Namen John Yarkers ausgestellten Freibrief fuer die Konstituierung eines "Provinzial-Grossloge und Tempel des Swedenborg-Ritus der Freimaurerei" in Deutschland erhielt.

Der letzte Satz auf Seite 90 und dessen Fortsetzung auf Seite 91 ist wiederum hoechste Konfusion und heller Bloedsinn. Das Sanktuarium und die Grosse Loge des Swedenborg-Ritus fuer Grossbritanien [sic] ist nicht vom Sovereign Sanctuary of Antient and Primitive Masonry in and for the Continent of America durch den G.G.M. Seymour am 3. Juni 1872 gestiftet worden. Der Swedenborg-Ritus ist in England im Jahre 1876 auf Grund eines Warrant (Freibrief) von der Sphynx Lodge und Temple No. 1, Maitland, Ontario (Kanada) eingefuehrt worden. Der Swedenborg-Ritus vermittelt nicht die Kenntnis der Grade der egyptischen Maurerei.

Der 3. Absatz auf Seite 91 gehoert auf Seite 89, wo die Illuminaten Grade aufgefuehrt wurden.

Der 4. Absatz auf Seite 91 enthaelt nun eine der kleinen Niedertraechtigkeiten, die A.P. Eberhardt so hie und da in seinem Geschreibsel mit hineinschluepfen laesst. Eberhardt schreibt auf Seite 91:

Doch da der Swedenborg-Ritus, wie man in Erfahrung gebracht hatte, (!) keine Kompetenz in Bezug auf die Johannis-Grade besitzt ... konnten die Mitglieder auch nicht damit rechnen, jemals in Deutschland anerkannt zu werden, deshalb forderten sie, und ganz besonders der bekannte Okkultist und Freimaurer Dr. Kellner in Wien, von Reuss, dass er ihnen das Patent einer anerkannten Koerperschaft bringe. (!)

In No. 1, No. 2, No. 3, No. 4 der "Oriflamme" vom Jahre 1903 steht mit fetten Lettern an der Spitze jeder Nummer, dass die Provinzial-Grossloge des Swedenborg-Ritus fuer Deutschland bereit ist:

gesetzmaessigen Freimaurer-Meistern die Hochgrade des Swedenborg-Ritus zu erteilen, nirgends ist gesagt worden, dass die "Johannisgrade" vom Swedenborg-Ritus bearbeitet werden.

Die Eberhardtsche Bemerkung, dass "man in Erfahrung gebracht hatte," ist also eine kleine Niedertraechtigkeit von der Art seines Freundes Loeberich, ueber dessen Bericht Eberhardt auf Seite 1 seines Buches sich beklagt:
sie (die Berichte) stammten aus den Federn ausgeschiedener Brueder, geschrieben zu dem Zwecke, dem frueheren Verbande zu guter Letzt noch etwas anzuhaengen, waren also tendenzioeser Art."

Mit diesen schoenen, wahren Worten spricht Eberhardt seine eigene Verurteilung aus, im Hinblick auf seine tendenzioesen Darstellungen in seinem Winkellogen-Buche. Und damit komme ich nun zu einem Satze in Eberhardts Buche, in dem Eberhardt seinen ganzen intriguantenhaften [sic] Charakter enthuellt. Eberhardt sagt: "Die Mitglieder forderten, und ganz besonders der bekannte Okkultist und Freimaurer Dr. Kellner in Wien, forderte von Reuss, dass er ihnen das Patent einer anerkannten Koerperschaft bringe!" Dr. Karl [sic] Keller war niemals Mitglied des Swedenborg-Ritus oder ueberhaupt Mitglied irgend einer der von mir in den Jahren 1900-1902 gegruendeten Freimaurerlogen gewesen. Dr. Karl Kellner war auch nicht Mitglied des von mir re-aktivierten Illuminaten- Ordens gewesen, so lange Leopold Engel mit demselben in irgend einer Weise verbunden gewesen war. Dr. Kellner war also gar nicht in der Lage, irgend etwas als Mitglied des Swedenborg-Ritus zu fordern. Dr. Karl Kellner, mit dem ich allerdings schon lange vorher befreundet und verbunden war, trat im September 1902 dem Souveraenen Sanktuarium des Alten und Primitiven Ritus der Freimaurerei bei, nachdem ich im Einverstaendnis mit ihm (nach Ausschluss des Leopold Engel aus dem Kreise meiner Mitarbeiter) von John Yarker in Manchester im August 1902 einen Charter (Freibrief) erbeten und zugesagt bekommen hatte. Eberhardt gibt dann auf Seite 92, 93, 94 Auszuege aus der "Oriflamme" und aus einer von ihm selbst verfassten und im Januar 1907 in Leipzig im Druck erschienenen Schrift, betitelt: "Von der freimaurerischen Gesetzmaessigkeit der Symbolischen Grossloge des Schottischen Ritus in Deutschland." In dieser Schrift lieferte Eberhardt die dokumentarischen Beweise fuer die freimaurerische Gesetzmaessigkeit des frm.: Ritus, dem er durch mich beigetreten war.

Seit seinem Uebertritt zu der landeseingesessenen "anerkannten" Grossloge, erkennt er natuerlich diese seine Beweise nicht mehr an.

Auf Seite 95 versucht Eberhardt mir einen weiteren Eselstritt zu versetzen, indem er unterstellt, dass sich im Jahre 1905, nach der Stiftung des Gross-Orients in Hamburg am 27. August 1905, im Hotel Metropol in Muenchen unter dem Deckmantel des Okkultismus recht unliebsame Sachen zugetragen haetten, wegen der die Logen sich von mir getrennt haetten.

Diese Darstellung entspricht wiederum nicht den Tatsachen. Im Jahre 1905 habe ich in Muenchen gar nicht im Hotel Metropol gewohnt. Der "Vorgang," auf den Eberhardt aber glaubt anspielen zu muessen, ereignete sich schon im Jahre 1903. Und da gibt es gar nichts zu verheimlichen. Ich gab dem Br. Dotzler, auf dessen Wunsch hin, gewisse Aufklaerungen ueber gewisse Yoga-Uebungen, die allen Kennern von Hatha-Yoga wohl bekannt sind. Alte Weiber maennlichen Geschlechts, die beim Fruehschoppen oder Abendtrunk gerne "neue Sachen" auf dem Gebiet der Zote sich zufluestern, machten aus der Sache eine "Schweinerei," und da (wie schon Basilio sagt im "Barbier von Sevilla") derartige gefluesterte Klatschereien immer wachsen und wachsen, je weiter sie getragen werden von Mund zu Mund, so bekam die Sache eine kuenstliche Bedeutung, die sie in Wirklichkeit gar nicht besessen hatte. Man braucht diesbezueglich ja nur den Brief des Br. Dotzler in der "Oriflamme" vom Juli 1906 ueber diese Angelegenheit zu lesen.

Da dieser sogenannte Vorgang sich aber schon 1903 zugetragen hatte, und die Trennung der hamburger Gross-Orient Logen von mir erst im Dezember 1905 stattfand, so war der ganze damalige Entruestungsrummel nicht echt gewesen, sondern nur ein Vorwand, um den Treubruch zu bemaenteln. Eberhardt war von den Malcontenten damals auch eingeweiht worden in das schauderhafte Geheimnis des Hotels Metropol. Damals war er aber augenscheinlich noch nicht so hochgradig tugendhaft wie heute. Im Jahre 1905 zog er noch den "Mantel des Grossmeisters" der "Flucht" vor!

Absatz 5 auf Seite 95 sagt Eberhardt: an Uebertrittsgebuehren (zu den "anerkannten" Grosslogen) brauchten fuer den Bruder nur 50 Mark gezahlt werden. (!)

Ein schoenes Geschaeft fuer die "anerkannten" Grosslogen! Da zirka 700 Mitglider nach und nach aus meiner Jurisdiktion zu den anerkannten Grosslogen uebergetreten sind, so haben die deutschen Grosslogen 700 x 50 Mark = 35 000 Mark (immer nach Eberhardt) durch meine sogenannte "Schweinerei" verdient!

Es ist eben alles Geschaeft heutzutage!

Seite 96 sagt Eberhardt, dass ich ihm 1909 die "angeblichen" Machtbefugnisse, die Hochgrade zu bearbeiten, wieder entzogen haette, weil es mich verdrossen haette zu erfahren, dass er (Eberhardt) seine Logen (die Logen des Schottischen Ritus) in den deutschen Grosslogenbund hinueberfuehren wolle. Das stimmt wieder nicht! Ich entzog Eberhardt die ganz realen Machtbefugnisse, weil er waehrend 3 langer Jahre nicht einmal den Versuch gemacht hatte, die Hochgrade zu bearbeiten. An dem Uebertritt der Johannislogen lag mir gar nichts. Denn ich war mir vom Ur-Anfang bewusst, dass frueher oder spaeter die Johannislogen von den "anerkannten" Grosslogen in irgend einer Form aufgesogen wuerden. Diese meine Ueberzeugung hatte ich schon 1902 dem Br. Wiebe (damals Grossmeister der Hamburger Grossloge) in dessen Wohnung in Hamburg, anlaesslich einer langen Unterredung ueber meine Gruendungen, ausgesprochen.

Den "Stamm" fuer die Hochgrade habe ich mir trotz der gegenteiligen Ansicht des A.P. Eberhardt, inzwischen jedoch herangezogen, und deshalb existiert der Ritus in Deutschland auch heute noch.

Auf Seite 99 bis 101 berichtet A.P. Eberhardt ueber den "Orientalischen Templer-Orden" (O.T.O.) in Deutschland. An der Spitze seines Artikels ueber diesen Orden schreibt er kurz und buendig, aber wider besseres Wissen:

"Gegruendet im Jahre 1912 von Theodor Reuss in London."

Da Eberhardt einen Teil seiner Angaben ueber den Orden der "Oriflamme" vom Jahre 1912 entnimmt, so musste er wissen, dass dieser Orden nicht erst im Jahre 1912 von mir gegruendet worden ist. Es ist ihm aber ausserdem von mir selbst ein Exemplar der Konstitution des Ordens zugesandt worden, und aus dieser musste er ersehen, dass die Konstitution des "neu-organisierten" Ordens der orientalischen Templer vom Januar 1906 datiert. Endlich musste A.P. Eberhardt, als er im Jahre 1905 als Grossmeister Paul Eberhardt an der Generalversammlung des Suveraenen [sic] Sanktuarium in der Bellealliancestrasse 74 in Berlin teilnahm, mit eigenen Augen gesehen haben, dass schon 1905 rechts von der Haustuer des Hauses 74 Bellealliancestrasse, gegen die Strasse zu, ein grosses Messingschild angebracht war, mit der Inschrift:

Suveraenes Sanktuarium des Ordens der Orientalischen Templer.

Ausserdem habe ich ihm persoenlich auf seine an Br. Kirmiss gerichtete Anfrage geschrieben, dass der Orden anfangs 1914 ueber 2 400 Mitglieder in allen Laendern der Erde verteilt, zaehlte. Ich fuegte hinzu, dass wir nach den gemachten ueblen Erfahrungen, oeffentlich keinerlei detaillierte Angaben mehr machen ueber die Ausbreitung des Ordens. Ausgenommen sind nur die 3 alten Staemme Muenchen, Berlin und Mannheim, weil deren Leiter eben gegen alle "Aufsaugungs-Angriffe" gefeit sind.

Natuerlich machen wir auch kein Geheimnis aus den Zentralsitzen des Ordens in den ausserdeutschen Laendern. Deshalb haben wir s.Zt. auch die Adressen der Zentralsitze in London, Paris, Italien, Oesterreich usw. ohne weiteres veroeffentlicht. In diesem Jahre ist neu hinzugekommen eine National-Grossloge unseres Ordens fuer Sued-Afrika.

Unser Orden (O.T.O.) ist aber gar kein Freimaurer-Orden pure et simple, das ist schon in der "Oriflamme" von 1912 oeffentlich gesagt worden. Unser Orden (O.T.O.) will auch gar kein Freimaurer- Orden sein. Das geht ganz klar aus dem Wortlaut der Konstitution des O.T.O. hervor. Wohl aber ist Unser Orden eine Academia Masonica und eine Hochschule der hermetischen Wissenschaften.

Die britische Abteilung des O.T.O. hat soeben ein Manifesto im Druck erscheinen lassen, das Neugierigen und Suchenden weitere Aufschluesse gibt. An einer anderen Stelle dieser Nummer der "Oriflamme" findet man einen Auszug aus diesem Manifesto in deutscher Sprache. Damit schliesse ich meine Berichtigungen des Buches "Winkel-Logen" von A.P. Eberhardt. Meinen Artikel kann ich aber nicht schliessen, ohne gegen die tendenzioesen Unterstellungen des A.P. Eberhardt, denen sich der Buecherschauer der "Latomia" angeschlossen hat, zu protestieren, dass die A.P. Eberhardt und Genossen nicht gewusst haetten, wo die sogenannten "anerkannten" Logen zu finden waren. Dass sie deshalb von mir irre gefuehrt werden konnten, und dass sie sich mir nur angeschlossen haetten, weil sie getaeuscht worden waeren.

Diese Unterstellungen sind klagbare Beleidigungen. Die nackte Wahrheit ist: Paul Eberhardt und alle seine 1000 Logenmitglieder wussten recht wohl und gut, wo die "anerkannten" Logen zu finden waren. Aber die "anerkannten" Logen wollten damals den A. Paul Eberhardt und seine Logenbrueder nicht haben, weil - wie der Buecherschauer der "Latomia" so schoen sich ausdrueckt - "dadurch moralisch und geistig minderwertige Elemente einem Bunde angehaengt wurden, der seine Glieder in jeder Beziehung einwandfrei sehen will!"

Aber als es deren genug waren, hat dieser Bund (der deutsche Grosslogenbund) fuer ca. 35 000 Mark diese moralisch und geistig minderwertigen Elemente alle ruhig hinuntergeschluckt! - Wohl bekomms!

[Theodor Reuss]



A. P. Eberhardt: Von den Winkellogen Deutschlands
English translation: On German Irregular Lodges




Regarding a quote from A.P. Eberhardt's "Winkellogen Deutschlands" ["Germany's Clandestine Lodges"], (Leipzig, 1914), Theodor Reuss wrote: "Members challenged Reuss, particularly the well-known occultist and Freemason of Vienna Dr. Kellner, challenged him to produce the licence of a recognised association for them! Dr. Karl Kellner was never a member of the Swedenborg Rite or belonged to any of the Masonic lodges founded by me between 1900 and 1902. Neither was Dr. Karl Kellner a member of the Illuminati-Order re-activated by me, so long as Leopold Engel was associated with it in any manner whatever. Nor was Dr. Karl Kellner ever in a position to claim membership of the Swedenborg Rite. I was certainly associated with, and a friend of Dr. Karl Kellner long before the Sovereign Sanctuary of the Ancient and Primitive Rite of Masonry appeared in 1902; since when in agreement with him (after the separation of Leopold Engels from the circle of my colleagues) a Warrant (licence) was requested from John Yarker of Manchester in August 1902, which was then accepted." Theodor Reuss - Oriflamme 1914 - Ordo Templi Orientis . Memphis Misraim .
Alter Angenommener Schottischer Ritus . Ancient Accepted Scottish Rite . Martinismus . Cerneau . Swedenborg


Theodor Reuss . Ordo Templi Orientis . Memphis Misraim . Alter Angenommener Schottischer Ritus . Ancient Accepted Scottish Rite . Martinismus . Cerneau . Swedenborg. See charters, magazines, photographs and many more



© Peter-Robert Koenig — May 2007

See also the Details on the Early History regarding Reuss, Rudolf Steiner and Aleister Crowley
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